Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Von der beweglichen Polarisation. 
leicht auffinden können; man braucht nämlich nur in der Platte 
zwei neue Flächen, parallel mit den beiden vorigen Schnitten, zu 
schneiden, und dann eben so die Richtungen darin zu bestimmen, 
wo der gebrochene Stral seine ursprüngliche Polarisation beibehält. 
Eine dieser Richtungen wird nothwendig die Axe des Krystalls seyn. 
Um zwischen ihnen zu entscheiden, wird man nur noch Prismen zu 
schneiden haben, deren eine Fläche senkrecht auf sie ist, und zu unter 
suchen , welche unter allen Prismen diejenigen sind, durch die man 
einfache Bilder erhält; denn dies ist das Kennzeichen der Richtung 
der Axe, wie wir sahen, als von der doppelten Brechung die 
Rede war. 
Diese Methode, welche für die einaxigen Krystalle anwendbar 
ist, hat Malus zum Urheber. Um sie auf die zweiaxigen Kry 
stalle anwendbar zu machen, braucht man nur in ihren Primitiv 
oder secundaren Gestalten eine einzige Fläche zu suchen, in Bezug zu 
welcher diese Axen eine symmetrische Lage haben, welches gewöhnlich 
nicht schwer auszumitteln ist nach den Verhältnissen der Symmetrie, 
welche die Flächen der Gestalt schon von selbst darbieten. Schneider 
man dann eine Platte parallel mit dieser Fläche zu, und läßt einen 
polarisirten Stral senkrecht darauf fallen, so wird man, wie in den 
einaxigen Krystallen, zwei auf einander rechtwinkliche Ebenen finden, 
in welchen die ursprüngliche Polarisation ungestört bleibt; und eine 
dieser Ebenen wird die zwischen beiden Axen mitten durchgehende 
Linie enthalten. Nimmt man Schnitte nach der Richtung dieser 
Ebenen vor, so wird man neue Platten mit parallelen Flächen er 
halten, an welchen die nämliche Bedingung der Symmetrie eine 
Wiederholung der nämlichen Prüfung gestatten wird. Die zwischen 
den Axen durchgehende Linie wird somit der gemeinschaftliche Durch 
schnitt der beiden so auf einander rechtwinklich gemachten Schnitte 
seyn. Man wird dann eine Platte schneiden können, deren Flächen 
senkrecht auf drese Linie sind und die völlige Bestimmung der Rich 
tung der Axen gegen ihre Seiten wird sich dann noch mit Leichtig 
keit durch Kennzeichen erlangen lassen, von denen ich weiterhin spre 
chen werde, und die auf den Gesetzen beruhen, nach welchen die 
bewegliche Polarisation in verschiedenen Entfernungen von den Axen, 
d. h. bei verschiedenen Neigungen der gebrochenen Bündel gegen ihre 
Richtung, vor sich geht. 
Für jetzt aber wollen wir, um die Erscheinungen zu vereinfa 
chen, die Neigung unabgeändert lassen, und uns auf die erfahrungs 
mäßige Untersuchung beschränken, wie ein weißer, zuvor nach einer 
einzigen Richtung polarisirter, Stral sich theilt, wenn er senkrecht 
durch sehr dünne Blätter, welche bei einem und dem nämlichen 
Krystall nach einer und derselben Richtung des Schnittes genommen 
sind, und sich blos in der Dicke unterscheiden, hindurchgeht. Das 
einzige Mittel nun, diese völlige Uebereinstimmung der Richtung des 
Schnitts, so wie den vollkommenen Parallelismus zwischen den Flä-
	        
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