Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

4 
Theorie der Farben 
brachten, Farben. Den nämlichen Erfolg gewähren Glimmer- und 
Glasblättchen, wenn sie hinlänglich dünn sind \ 
Überhaupt erhält man durch alle Substanzen und alle Com- 
binirungen derselben, die man immer wählen mag, um die Ringe 
hervorzubringen, stets nur die nämlichen Farben und diese in der 
nämlichen Reihenfolge von den geringsten Dicken bis zu den stärksten. 
Nur in der absoluten Ausdehnung, welche die Farben jedes Rings 
einnehmen, zeigt sich ein Unterschied, indem sich dieselben nach der 
Beschaffenheit der Substanz und der mehr oder minder raschen Ab 
stufung der Dicken ändert. Hienach wird die naturgemäße Ordnung, 
in der wir unsre Untersuchungen über diese Erscheinungen weiter 
vorzunehmen haben, die seyn, 1) die Reihenfolge der Farben der 
Ringe in einer Schicht aus irgend einer Substanz, deren Dicken 
sich aber nach einem bekannten Gesetz ändern, auszumitteln; 2) für 
diese Substanz das Verhältniß der Dicken zu den Farben zu bestiin- 
men; 3) endlich, diese Verhältnisse in verschiednen Substanzen zu 
vergleichen, um zu sehen, was sie Gemeinschaftliches oder Verschie 
denes haben. 
Die Reihenfolge, nach welcher die Farben der verschiedenen 
Ringe geordnet sind, läßt sich schon ziemlich gut an denen beobach 
ten, welche sich zwischen zwei Prismen bilden , zumal in solchen 
Fällen, wo diese Ringe breit sind, und noch dadurch vergrößert 
werden, daß man sie mit einer Lupe betrachtet. Dies Verfahren 
läßt indeß keine große Schärfe zu; denn da die Prismen gewöhn 
lich durch einen gewaltsamen und unregelmäßigen Druck zum An 
haften gebracht werden, so sind auch die dadurch entstehenden Ringe 
fast immer unregelmäßig. Manchmal bilden sich mehrere Mittel- 
puncte des Drucks und mithin mehrere schwarze Flecken, von wel 
chen aus die Farben sich immer mehr abstufen, und Reihen von 
Ringen zusammensetzen, die sich mit einander vermischen. Um also 
weiter zu gehen, als wir durch die ersten Beobachtungen geführt 
worden sind, müssen wir uns irgend einer andern Vorrichtung bedie 
nen, welche die nämlichen Erscheinungen mit mehr Regelmäßigkeit 
hervorzubringen vermag. Hiezu gelangen wir, indem wir zwei sphä 
rische Gläser von ungleicher Krümmung über einander legen. Wenn 
die Oberflächen dieser Gläser recht genau gearbeitet sind, so können 
sie nur einen einzigen Berührungspunct haben, von welchem aus 
die zwischen ihnen befindlichen Räume immer mehr an Dicke zuneh 
men, nach geometrischen Gesetzen, welche von dem Unterschiede 
* Die dünnen Glimmcrblättchcn erhält inan dadurch, daß man sie mit 
telst einer Lanzette von den dicker» Blättchen lostrennt. Was die dünnen GlaS- 
blättchc» betrifft, so schmilzt man, um sie zu erhalten, an der Lampe das Ende 
einer hohlen Glasröhre, bläst darauf i» diese Röhre, während ihr Ende glüht, 
und treibt cs dadurch in eine Kugel auseinander, die 'man so weit anschwellt, bis 
sie wegen ihrer Dünne platzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.