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Theorie der Farben
brachten, Farben. Den nämlichen Erfolg gewähren Glimmer- und
Glasblättchen, wenn sie hinlänglich dünn sind \
Überhaupt erhält man durch alle Substanzen und alle Com-
binirungen derselben, die man immer wählen mag, um die Ringe
hervorzubringen, stets nur die nämlichen Farben und diese in der
nämlichen Reihenfolge von den geringsten Dicken bis zu den stärksten.
Nur in der absoluten Ausdehnung, welche die Farben jedes Rings
einnehmen, zeigt sich ein Unterschied, indem sich dieselben nach der
Beschaffenheit der Substanz und der mehr oder minder raschen Ab
stufung der Dicken ändert. Hienach wird die naturgemäße Ordnung,
in der wir unsre Untersuchungen über diese Erscheinungen weiter
vorzunehmen haben, die seyn, 1) die Reihenfolge der Farben der
Ringe in einer Schicht aus irgend einer Substanz, deren Dicken
sich aber nach einem bekannten Gesetz ändern, auszumitteln; 2) für
diese Substanz das Verhältniß der Dicken zu den Farben zu bestiin-
men; 3) endlich, diese Verhältnisse in verschiednen Substanzen zu
vergleichen, um zu sehen, was sie Gemeinschaftliches oder Verschie
denes haben.
Die Reihenfolge, nach welcher die Farben der verschiedenen
Ringe geordnet sind, läßt sich schon ziemlich gut an denen beobach
ten, welche sich zwischen zwei Prismen bilden , zumal in solchen
Fällen, wo diese Ringe breit sind, und noch dadurch vergrößert
werden, daß man sie mit einer Lupe betrachtet. Dies Verfahren
läßt indeß keine große Schärfe zu; denn da die Prismen gewöhn
lich durch einen gewaltsamen und unregelmäßigen Druck zum An
haften gebracht werden, so sind auch die dadurch entstehenden Ringe
fast immer unregelmäßig. Manchmal bilden sich mehrere Mittel-
puncte des Drucks und mithin mehrere schwarze Flecken, von wel
chen aus die Farben sich immer mehr abstufen, und Reihen von
Ringen zusammensetzen, die sich mit einander vermischen. Um also
weiter zu gehen, als wir durch die ersten Beobachtungen geführt
worden sind, müssen wir uns irgend einer andern Vorrichtung bedie
nen, welche die nämlichen Erscheinungen mit mehr Regelmäßigkeit
hervorzubringen vermag. Hiezu gelangen wir, indem wir zwei sphä
rische Gläser von ungleicher Krümmung über einander legen. Wenn
die Oberflächen dieser Gläser recht genau gearbeitet sind, so können
sie nur einen einzigen Berührungspunct haben, von welchem aus
die zwischen ihnen befindlichen Räume immer mehr an Dicke zuneh
men, nach geometrischen Gesetzen, welche von dem Unterschiede
* Die dünnen Glimmcrblättchcn erhält inan dadurch, daß man sie mit
telst einer Lanzette von den dicker» Blättchen lostrennt. Was die dünnen GlaS-
blättchc» betrifft, so schmilzt man, um sie zu erhalten, an der Lampe das Ende
einer hohlen Glasröhre, bläst darauf i» diese Röhre, während ihr Ende glüht,
und treibt cs dadurch in eine Kugel auseinander, die 'man so weit anschwellt, bis
sie wegen ihrer Dünne platzt.