Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Theorie der Oscillationen 
müssen, deren Wahrnehmung in den, aus der Vermischung aller 
Stralen hervorgegangenen, Farben vielleicht verloren gegangen seyn 
könnte. Stellt man diese Prüfung an Blättern von Fraueneis oder 
solchen von Sibirischem Glimmer an, entweder mit Hülfe farbiger 
Gläser, die so gut als nur eine einzige Farbe des Spectrums durch 
lassen, oder indem man solche Dicken wählt, wo irgend eine dieser 
Farben offenbar in einem der beiden Theile G oder U mangelt, so 
findet man, daß die Beständigkeit der Dicken-Abstufungen 26, nach 
welchen eine vollständige Abwechslung in der Polarisation jedes ein 
farbigen Strals eintritt, völlig richtig zutrifft; daß die Verhältnisse 
dieser Dicken unter einander für die verschiedenen Stralen auch sich 
als die nämlichen ergeben, welche bei der Zurückwerfung von dün 
nen Schichten Statt finden, d. h. daß sie den Längen der Anwand 
lungen der Stralen umgekehrt proportional sind. Blos in der Art, 
wie sich die Grade der Intensität succediren, durch welche die bei 
den Bilder G, U von einer Polarisationsrichtung zur andern über 
gehen, findet ein Unterschied Statt, wenigstens in den eben erwähn 
ten Arten von Krystallblättern, denn, wie schon weiter oben, S. 155 
und 160 bemerkt, selbst wenn man mit einem so einfarbigen Lichte 
operirt, als nur immer zu erlangen ist, erfolgt die successive Ver 
änderung der Intensitäten immer in stetiger Fortschreitung, dagegen 
bei der Zurückwerfung von dünnen Schichten, wenn das einfallende 
Licht einfarbig ist, die zurückgeworfenen Ringe während gleicher In 
tervalle der Dicken abwechselnd schwarz und hell sind; so daß die 
Veränderungen ihrer Intensitäten für das Auge Unterbrechungen in 
der Stetigkeit zeigen, wie sich in der That nach der Construction 
Taf. XVII. Fig. 8 ergiebt, durch welche Newton sie darge 
stellt hat. 
Diese Construction selbst aber sowohl als die Gesetze der Un 
terbrechungen, worauf sie sich gründet, wurden von Newton blos 
für den Fall festgestellt, wo die Ringe durch sehr schwache zurück 
werfende Kräfte hervorgebracht werden, welchen sich immer ein be 
trächtlicher Antheil des einfallenden Lichts entzieht, selbst an der 
glänzendsten Stelle jedes zurückgeworfenen Ringes; unter welchen 
Fall in der That alle durchsichtigen Substanzen gehören, insbesondre, 
wenn man ihre Ringe unter fast senkrechten Zncidenzen beobachtet, 
wie Newton fast immer that. Es ist also natürlich, daß die Ge 
setze, welche für diesen besondern Fall gültig sind, keine uneinge 
schränkte Anwendung auf unsre Polarisationserscheinungen zulassen, 
bei welchen jede Art durchgehenden Lichts, nicht partiell, sondern 
ganz und gar die eine oder andre Abwechslung erfährt. Newton 
selbst entgieng diese Einschränkung der Gesetze, welche er für die 
Ringe aufgestellt hatte, nicht» Wenn er die Abstufungen der Dicke 
für die Hellen Ringe gleich denen für die dunkeln und die erste 
Abstufung des Durchgehens 6* gleich der Hälfte ihrer allgemeinen 
Weite setzte, so vergaß er dabei nicht zu bemerken, daß er diese
	        
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