172 Theorie der Oscillationen
Tiefe ein, ohne eine Neigung zur Zurückwerfung zu erfahren, und
geben, wenn die Dicke des Körpers weniger als diese Tiefe beträgt,
frei hindurch; gleichermaßen dringen bei den Polarisationserscheinun
gen alle oder fast alle Theilchen zusammen bis in eine geringe Tiefe
ein, ohne eine Verrückung ihrer Polarisationsaxen zu erfahren, und
behalten, wenn die Dicke der Blatter diese Gränze nicht erreicht,
ihre ursprüngliche Polarisation völlig bei. Bei der Zurückwerfung,
wenn sie durch sehr schwache Zurückwerfungskräfte zu Stande kommt,
ist diese erste Abstufung der Hälfte der Länge einer Anwandlung
gleich, und ändert sich im Allgemeinen mit Veränderung der Inten
sität der Kräfte. In den Erscheinungen der Polarisation wird ihre
Länge eine, jedem Lichtthcilchen eigenthümliche, beständige Größe
seyn, welche vom anfänglichen Zustande des Theilchens so wie der
Wirkungsart des Krystalls auf dasselbe abhängt. Aber aus den so
eben erörterten Gründen werden wir sie auch, nach unsrer gegen
wärtigen annähernden Methode, als gleich e oder gleich der Hälfte
des Intervalls einer Abwechslung betrachten können. Bei der Zu
rückwerfung fangen nach Ueberschreitung dieser Gränze die violetten
Theilchen an zurückgeworfen zu werden; dann die violetten und die
blauen; dann die violetten, die blauen und die grünen u. s. f. bis
zu den rothen, deren Zurückwerfung zuletzt, aber doch in sehr wenig
Entfernung von den andern eintritt. Dadurch wird der zurückgewor
fene Stral successiv violet, blau und fast sofort weiß, vermöge zu
sammengeschehender Zurückwerfung aller Farben. Eben so ist in
unsern Blättern der erste Stral II, der sich der ursprünglichen Pola
risation entzieht, violet; dann, bei etwas größerer Dicke mischt sich
das Jndig zu diesem Violet und bildet ein Blau, welches sich fast
sofort in Weiß, durch Vermischung mit allen andern Farben ver
wandelt, ein Weiß, welches Newtons Weiß der ersten Ordnung
ist. Und wie bei den Ringen eine Ordnung eintritt, wo dies Weiß
in möglichst reichlichem Grade zurückgeworfen wird, so daß Nichts
oder fast Nichts mehr von dem Antheil einfallenden Lichts, der zur
Bildung der Ringe verwandt wird, hindurchgeht; eben so giebt es
für unsre Blätter eine gewisse Dicke, bei welcher der durch sie pola-
risirte weiße Stral alles oder fast alles einfallende Licht enthält, so
daß kein oder fast kein Theil des Lichts übrig bleibt, der seine ur
sprüngliche Polarisation beibehielte. Bei der Zurückwerfung trennen
sich, wenn die Dicke etwas größer wird, die verschiedenen Farben,
welche das Weiß der ersten Ordnung zusammensetzten, nach der Reihe
davon, in derselben Ordnung, in der sie dazu traten, d. h. erst die
brechbarsten violetten Strale», weil ihre Anwandlungen am kürzesten
sind: dann die violetten und die blauen; dann die blauen, die grü
nen und endlich die rothen; wodurch sich dies Weiß successiv in
Blaßgelb, in Röthlichorange und in ein Roth verwandelt, welches
endlich in absoluten Mangel des Lichts, d. i. in Schwarz übergehen
würde, wenn nicht, fast in der näinlichen Dicke, die zweite Anwand-