Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

184 Veränderungen der polarisirenden Kräfte 
macht der in letzterem gebrochene Stral immer mit ihr einen rechten 
Winkel. Mithin wirkt die, von dieser Axe ausgehende, anziehende 
oder abstoßende, Kraft auf den Stral mit derselben Intensität, als 
bei senkrechtem Einfallen. Aber sie wirkt längere Zeit, weil der Weg 
des Strals durch die Schiefe zunimmt; die Lichttheilchen machen 
also im Plättchen eben so rasche und zahlreichere Oscillationen, und 
die Farben U müssen deshalb in der Reihe der Ringe absteigen, als 
wenn das Plättchen dicker würde. Auch findet man, wenn man 
beobachtet, wie sie für die verschiedenen Einfallswinkel auf einander 
folgen, und die, ihnen in der Newton'schen Tabelle entsprechenden, 
Zahlwerthe damit zusammenhält, daß diese Werthe genau, oder fast 
ganz genau, der Länge des Weges proportional sind, den das Licht 
im Krystall durchläuft, eine Länge, die man eben sowohl nach dem 
Gange des gewöhnlichen, als des ungewöhnlichen Strals berechnen 
kann, weil die wirklich Statt findende Ungleichheit der Wege, welche 
von diesen beiden Stralen verfolgt werden, keine dem Auge wahr 
nehmbare Veränderung in den Zahlausdrücken der Farben veran 
lassen würde. 
Zn dem andern Falle, wo man die Neigung des Plättchens in 
der Richtung seiner Axe vornimmt, treten zwei Wirkungen ein. Die 
Länge Weges nimmt, wie im vorigen Falle, zu; die von der Axe 
ausgehende Kraft aber wird schwächer, weil die Axe einen kleinern 
Winkel mit dem einfallenden Stral und mithin auch dem gebrochenen 
Strale bildet. Diese beiden Ursachen wirken sich also entgegen, die 
eine zur Vermehrung, die andere zur Verminderung der Wirkung des 
Plättchens. Die Erfahrung aber zeigt, daß die letztere das Ueber- 
gewicht erhält, so daß die Totalzahl der Oscillationen kleiner wird, 
als unter senkrechtem Einfallen. Die Farben II müssen also in der 
Reihe der Ringe aufwärts steigen, als wenn das Plättchen dünner 
würde; und vergleicht man nun auch ihre Zahlwerthe für verschie 
dene Einfallswinkel, so findet man sie allgemein proportional der 
Länge des Weges, den das Licht durch das Plättchen zu nehmen 
hat, multiplicirt mit dem Q-uadrat des Sinus des Winkels, den die 
Axe des Krystalls bei jedem Versuche mit dem gebrochenen, gewöhn 
lichen oder ungewöhnlichen, Stral bildet, indem die Ungleichheit der 
Richtung dieser beiden Stralen hier, wie im vorigen Falle, von kei 
nem wahrnehmbaren Einfluß seyn kann. 
Nun drückt in einem einaxigen Krystalle dies Quadrat auch den 
Unterschied der Q-uadrate der Geschwindigkeiten der beiden Stralen 
aus, ein Unterschied, der im Allgemeinen in den zweiaxigen Kry 
stallen durch k sin. U sin. II' dargestellt, sich in den zweiaxigen auf 
k sin. 2 I) reducirt, weil hier die Winkel II, II', welche der gebro 
chene Stral mit jeden der beiden Axen bildet, gleich werden. Ueber- 
dies erhellt leicht, daß, wenn ein Lichtstral 8 II', F%. 11, 5af, XVIII, 
beim Hindurchgehen durch eine parallelflächige Platte, deren Dicke IL 
durch 6 ausgedrückt werden mag, mit dem Einfallsloth IL den Bre-
	        
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