Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

190 Veränderungen der polarisirenden Kräfte 
läßt sich der Nullpunct der Färbung darin nicht für alle Strafen 
zugleich erhalten, und mithin erlischt die Farbe U nie gänzlich darin. 
Jedoch kann man sich dadurch helfen, daß man entweder beobach 
tet, bei welchen Einfallswinkeln die nämlichen Farben wieder zum 
Vorschein kommen, nach einem Einfallswinkel, wo die Schwächung 
von II am stärksten war, oder daß man einen und denselben ein 
fachen Stral unter verschiedenen Einfallswinkeln verfolgt, und die 
successiven Perioden seines Erscheinens und Verschwindens in der 
Farbe II bestimmt. Denn wenn man diese Perioden von dem ent 
kleidet, was auf Rechnung der progressiven und bestimmbaren Zu 
nahme der Dicken kommt, so bleibt blos die Neigung des gebroche 
nen Strals gegen die Axen dadurch angedeutet, und reicht zur Be 
stimmung ihrer Richtung hin. 
Streng genommen ist diese letzte Methode für alle Krystalle 
erfoderlich, in welchen die Brechungsaxen der verschiedenen einfachen 
Stralen merklich von einander getrennt sind. In den Topasen 
jedoch, wo diese Trennung nicht sehr beträchtlich ist, gewährt oft 
auch die unmittelbare Beobachtung der zusammengesetzten Farben 
noch eine hinlängliche Annäherung. Man findet so z. B. auf un 
zweifelhafte Weise, daß ein sehr beträchtlicher Unterschied hinsichtlich 
der Neigung der Axen zwischen den vollkommen weißen Sächsischen 
oder Neuholländischen und den gelben Brasilianischen Topasen Statt 
findet. Denn untersucht man dicke Platten von beiden, so sangen 
die Farben in denen vom gelben Topas unter weit geringeren Schie 
fen an zu erscheinen, als in denen vom weißen» Auch erhält man 
durch Anwendung der Methode der Coinndenzen auf diese beiden 
Substanzen sehr verschiedene Elemente der doppelten Brechung für sie. 
Ich fand so, daß der Werth des Coefficienten k im gelben Topas 
0, 0248136 und der Winkel der Axen 49° 1' 20" ist; während 
der Werth von k für den weißen 'Topas 0,0319723 und der Axen- 
Winkel 64° 14' 2" ist; Resultate, die, da sie sich standhaft für diese 
beide Substanzen ergeben, offenbar eine innere Verschiedenheit des 
Gefüges in ihnen anzeigen. 
Es bleibt mir nur noch ein Wort über die specielle Anwen 
dung der vorstehenden Methoden auf die Blätter der einaxigen Kry 
stalle zu sagen übrig. Begreiflich braucht man nur die Richtung 
der beiden auf einander rechtwinklichen Durchschnitte darin zu erfor 
schen, in welcher sie die ursprüngliche Polarisation ungestört lassen, 
darauf diese beiden Durchschnitte successiv in das Azimut von 45° zu 
bringen, und das Blatt darin zu neigen, wo man dann sehen wird/ 
daß im einen Durchschnitte die Farben in der Ordnung der Ringe 
abwärts, im andern dagegen aufwärts steigen. Die Beobachtung 
der Art dieser Veränderungen und ihre Einführung in die allgemeine 
Formel wird dann nicht allein zur Bestimmung desjenigen von bei 
den Durchschnitten hinreichen, in welchem sich die Axe befindet, son 
dern auch zur Bestimmung ihrer Schiefe gegen die Oberfläche des
	        
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