Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

Wirkungen der unvollkommenen Krystallisation. 215 
in Bezug zur Richtung der Drehung steht, die sie den Polarisations- 
ebenen der Lichtstralen einpflanzen. 
Fresnel ist es geglückt, die Polarisation durch Drehung da 
durch nachzuahmen, das; er die iin Glase vorgehende totale Zurück- 
werfung mit der Wirkung von Fraueneisblattern verband. Zu diesem 
Bebufe bedient er sich schiefwinkliger Parallelepipeden von Glas, wie 
ABCD, Fig-. 22. Taf. XIX., der Art, daß ein polarisirter Stral 81, 
der erst durch die Flache XL unter senkrechter Jncidenz eingetreten 
ist, dann wieder auch senkrecht durch die entgegengesetzte Flache CD 
austritt, nachdem er inwendig in I und 1' zwei totale Zurückwer 
ft! »gen erfahren hat. Zwei Parallelepipeden dieser Art ordnet er so 
an, daß die Ebene der, im einen und andern vorgehenden, succes 
siven Zurückwerfungen auf einander senkrecht sind. Darauf bringt 
er zwischen sie ein Blatt Fraueneis in die Lage, daß sein Haupt- 
schnilt einen Winkel von 45° mit jeder der auf einander rechtwink 
ligen Zurückwerfungsebenen bildet. Die Analyse des, durch dies 
System hindurchgegangenen, Strals zeigte Fresnel ähnliche Eigen 
schaften an demselben, als die Straten darbieten, welche durch eine, 
senkrecht auf die Axe zugeschnittene, Platte Bergkrystall oder eine 
gewiffe Dicke Terpentinöl hindurchgegangen ist. Er hat die Bedin 
gungen ausgemittelt, welche erfoderlich sind, daß die Richtung dieser 
Drehung derjenigen, welche das Terprntinöl hervorbringt, entgegen 
gesetzt werde; und dann, durch eine natürliche, aber entscheidende, 
Folgerung gefunden, daß die, dem Lichte solchergestalt eingepflanzte, 
Modification mittelst Hindurchlassens durch eine gewisse Dicke Ter 
pentinöl, welche sich nach der Dicke des angewandten Krystallblattcs 
richtete, compensirt zu werden vermochte. Dieser Versuch verknüpft 
somit auf erfahrungsmäßige Weise jene beiden Classen von Erschei 
nungen. Es ist Fresnel gelungen, Formeln für diese Verknüpfung 
aufzustellen, wodurch sie ihre festen Bestimmungen erhält. Hier 
kann ich jedoch ihrer nur erwähnen. 
Siebentes Capitel. 
Erscheinungen der Polarisation, welche man in den 
unvollkommen krystallisirten Körpern 
beobachtet. 
Unsere bisherigen Untersuchungen betrafen blos Körper, die in 
ihrer ganzen Dicke eine gleichförmige Krystallisation und (chemische) 
Beschaffenheit besaßen; und es war nöthig, hiemit den Anfang zu 
machen, um die Gesetze, nach welchen die Polarisation progressiv zu 
Stande komint, entdecken und feststellen zu können. Jetzt aber, da 
wir im Besitze ihrer Kenntniß sind, wird uns eine Anwendung der-
	        
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