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auf den Metallen.
Man kann einem Metall auf zwiefache Art Politur verleihen,
durch Hämmern und durch Abreiben. Die erste Art besteht darin,
die Metallplatte auf einem polirten Ambos mit einem polirten
Hammer zu schlagen, und dann ihre Oberfläche noch vollends
dadurch glänzend zu machen, daß man sie mit einem Handschuh-
leder reibt, welches mit einem ganz feinen Politurroth geschwän
gert ist. Mittelst Anwendung dieses Verfahrens vermag man dem
Silber eine sehr große Weiße zu ertheilen, allein die zurückgewor
fenen Bilder sind immer etwas wellenartig und an ihren Rändern
gleichsam abgestumpft («inoiEe»). Man vermißt bei der, reichlich
erfolgenden, Zurückwerfung von Licht die lebhafte und glänzende
Politur der Spiegel.
Mittelst Abreiben werden die Spiegel der Teleskope polirt. Man
reibt sie erst auf einem blauen Stein von sehr weichem Korn, und
giebt ihrer Oberfläche dann noch vollends den erfoderlichen Glanz,
indem man sie auf Pech reibt, welches niit Zinnasche überzogen ist.
Sind sie auf solche Weise gut bearbeitet worden, so geben sie deut
liche lebhafte Bilder, mit dem vollen Anschein der spiegelnden Zu-
rückwerfuug.
Einer sehr bemerkenswerthen Eigenthümlichkeit zufolge nun sind
diese beiden Arten der Politur nicht von gleicher Wirkung auf das
einfallende Licht. Ich spreche nicht von dem Unterschiede in der
Menge, welche die Oberflächen davon zurückwerfen, sondern von der
Art, wie sie auf die Lichttheilchen selbst wirken, und der Richtung,
nach welcher sie dieselben polarisiren. Wenn die Oberfläche des
Silbers oder irgend eines andern Metalls die spiegelnde Politur
empfangen hat, so bringt sie bei der regelmäßigen Zurückwerfung
zwei unterschiedene Wirkungen hervor. Zuvörderst pflanzt sie einem
Theil des einfallenden Lichts die bewegliche Polarisation um die
Einfallsebene ein, d. h. sie läßt die Axen der Lichttheilchen nach
beiden Seiten dieser Ebene oscilliren, gleichwie eine Krystallplatte
von geringer Dicke oder schwachem Polarisirungsvermögen sie zur
Oscillation nach beiden Seiten des Hauptschnitts bestimmt; und im
einen Fall wie im andern schreiten die Farben durch die ganze Reihe
der New tonischen zurückgeworfenen und durchgelassenen Ringe hin
durch. Außerdem aber pflanzt die metallische Oberfläche einem wei
ßen Theil des einfallenden Lichts die feste Polarisation in der Ein
fallsebene ein, gleichwie eine Krystallplatte, welche die Lichtstralen
merklich zwischen ihren beiden Brechungen theilt, dem durch sie hin
durchgehenden Lichte die Polarisation nach zwei auf einander senk
rechten Richtungen einpflanzt; und eben so wie in allen Krystall
körpern die Lichttheilchen progressiv von der beweglichen Polarisation
zur festen übergehen, wenn sie bis zu einer gewissen Tiefe gedrun
gen sind, eben so beobachtet man auch, daß bei jeder Zurückwer-
sung zwischen Metallplatten ein Theil des Lichts, der bei den vor
hergehenden Zurückwerfungen die bewegliche Polarisirung erlitten
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