Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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auf den Metallen. 
Man kann einem Metall auf zwiefache Art Politur verleihen, 
durch Hämmern und durch Abreiben. Die erste Art besteht darin, 
die Metallplatte auf einem polirten Ambos mit einem polirten 
Hammer zu schlagen, und dann ihre Oberfläche noch vollends 
dadurch glänzend zu machen, daß man sie mit einem Handschuh- 
leder reibt, welches mit einem ganz feinen Politurroth geschwän 
gert ist. Mittelst Anwendung dieses Verfahrens vermag man dem 
Silber eine sehr große Weiße zu ertheilen, allein die zurückgewor 
fenen Bilder sind immer etwas wellenartig und an ihren Rändern 
gleichsam abgestumpft («inoiEe»). Man vermißt bei der, reichlich 
erfolgenden, Zurückwerfung von Licht die lebhafte und glänzende 
Politur der Spiegel. 
Mittelst Abreiben werden die Spiegel der Teleskope polirt. Man 
reibt sie erst auf einem blauen Stein von sehr weichem Korn, und 
giebt ihrer Oberfläche dann noch vollends den erfoderlichen Glanz, 
indem man sie auf Pech reibt, welches niit Zinnasche überzogen ist. 
Sind sie auf solche Weise gut bearbeitet worden, so geben sie deut 
liche lebhafte Bilder, mit dem vollen Anschein der spiegelnden Zu- 
rückwerfuug. 
Einer sehr bemerkenswerthen Eigenthümlichkeit zufolge nun sind 
diese beiden Arten der Politur nicht von gleicher Wirkung auf das 
einfallende Licht. Ich spreche nicht von dem Unterschiede in der 
Menge, welche die Oberflächen davon zurückwerfen, sondern von der 
Art, wie sie auf die Lichttheilchen selbst wirken, und der Richtung, 
nach welcher sie dieselben polarisiren. Wenn die Oberfläche des 
Silbers oder irgend eines andern Metalls die spiegelnde Politur 
empfangen hat, so bringt sie bei der regelmäßigen Zurückwerfung 
zwei unterschiedene Wirkungen hervor. Zuvörderst pflanzt sie einem 
Theil des einfallenden Lichts die bewegliche Polarisation um die 
Einfallsebene ein, d. h. sie läßt die Axen der Lichttheilchen nach 
beiden Seiten dieser Ebene oscilliren, gleichwie eine Krystallplatte 
von geringer Dicke oder schwachem Polarisirungsvermögen sie zur 
Oscillation nach beiden Seiten des Hauptschnitts bestimmt; und im 
einen Fall wie im andern schreiten die Farben durch die ganze Reihe 
der New tonischen zurückgeworfenen und durchgelassenen Ringe hin 
durch. Außerdem aber pflanzt die metallische Oberfläche einem wei 
ßen Theil des einfallenden Lichts die feste Polarisation in der Ein 
fallsebene ein, gleichwie eine Krystallplatte, welche die Lichtstralen 
merklich zwischen ihren beiden Brechungen theilt, dem durch sie hin 
durchgehenden Lichte die Polarisation nach zwei auf einander senk 
rechten Richtungen einpflanzt; und eben so wie in allen Krystall 
körpern die Lichttheilchen progressiv von der beweglichen Polarisation 
zur festen übergehen, wenn sie bis zu einer gewissen Tiefe gedrun 
gen sind, eben so beobachtet man auch, daß bei jeder Zurückwer- 
sung zwischen Metallplatten ein Theil des Lichts, der bei den vor 
hergehenden Zurückwerfungen die bewegliche Polarisirung erlitten 
Biot'» Erpcrimental-Physik. V. 25
	        
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