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Die Farbenscale. 
Neuntes Capitel. 
Anwendung der vorstehenden Grundsätze zur Ver 
fertigung einer vergleichbaren Farbenscale 
(colorigrade) 
Man sieht sich in den Naturwissenschaften häufig veranlaßt, 
Farbenbestimmungen zu geben. Zn der Naturgeschichte z. B. wird 
dies oft bei Beschreibung von Thieren, Pflanzen und Minera 
lien erfoderlich; in der Chemie sollen die Farben der Producte an 
gegeben werden, von denen sie handelt, die Physik selbst bedarf oft 
solcher Angaben zur Bestimmung der Erscheinungen, die sie beob 
achtet. Auch haben die Naturforscher, für welche vorzugsweise Be 
stimmungen dieser Art ein dringendes Erfoderniß sind, schon langst 
das Bedürfniß gefühlt, Genauigkeit in dieselben zu bringen, und 
ihnen eine Vergleichbarkeit unter einander zu sichern, von welchen 
Beobachtern sie auch aufgezeichnet seyn mögen. Allein die Arten, 
wie man sich hier zu helfen gesucht hat, um bestimmte Musterfar 
ben anzugeben, ermangelten immer in der Anwendung der Bestän 
digkeit und somit der Vergleichbarkeit; zugleich waren sie zu ver 
wickelt, um eine regelmäßige Progression von Farben gewahren zu 
können, unter denen sich einer vorgelegten Nuance sicher eine Stelle 
anweisen ließe. Die Reihe der Farbenringe bieter in beiden Hin 
sichten ein vorzügliches Mittel dar; und es handelt sich somit blos 
noch um die Versahrungsarten, sie zu allen Zeiten und aller Orten 
hervorzubringen. Dies kann mittelst der beweglichen Polarisation 
auf die einfachste Weise geschehen. Man braucht sich zu diesem 
Zweck nur einen, nach einer einzigen Richtung polarisirten, Stral 
zu verschaffen, ihn durch ein dünnes einaxiges Glimmerblatt unter 
verschiedenen Einfallswinkeln hindurchgehen zu lassen, indem man 
zum Azimut der Einfallsebene das von 45° nimmt, wo die Tren 
nung der Farben G, U am vollständigsten erfolgt; und endlich diese 
Farben durch Analysirung des durchgegangenen StralS mittelst eines 
rhomboidalen Prismas zu trennen, dessen Hauptschnitt mit der ur 
sprünglichen Richtung der Polarisation zusammenfällt. Der allge 
meine Apparat, welcher in Fig. 2 Taf. XVII vorgestellt ist, und 
uns schon im Vorstehenden so häufige Dienste geleistet hat, eignet 
sich vollkommen zu dieser Bestimmung. Ein solches Instrument 
kann alle Dienste einer Farbenscale leisten; da es jedoch theuer und 
von großem Umfang ist, habe ich es dadurch zu vereinfachen gesucht, 
daß ich es blos auf die Art der Bewegung einschränkte, die zu 
unserm gegenwärtigen Zweck erfoderlich ist. So erhält der Apparat 
die, in Füg. 27 Taf. XIX vorgestellte Einrichtung. 
* Aun. de Ch. et de Fh. IV. 91.