Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Licht bei chemischen Prozessen. 
Auch zusammengesetzte Körper entwickeln häufig bei ihrem Auf 
einanderwirken Licht. So entsteht eine Feuererscheinung beim Ueber- 
gießen calcinirter Magnesia * ** *** mit Nordhauser Vitriolöl, beim Hin- 
wegstreichen der asbestartigen wasserfreien Schwefelsäure über erwärm 
ten Baryt (B u ssy Joum. de pharm. X.); bei Erhitzung von Baryt 
im sa lz st Gase; bei Berührung von schwefligst Gase mit braunem 
Bleioxyd (Vogel Kastn. Arch. IV. 434); beim heftigen Zusam 
menreiben von 3 Theilen braunem Bleioxyd mit 1 Theil trockenem 
Schwefel oder Eingießen von conc. Schwefelsäure in diese Mischung 
(Vau quelln Aim. de Ch. LXII. 221); bei Verbindung des 
Schwefelkohlenstoffs mit Kalk (Schweigg. I. IX. 297); desBaryum- 
hyperoxyds mit Wasserstoff (Schweigg. I. II. 68); bei der Ein 
wirkung von conc. Salpetersäure und Schwefelsäure (in richtig ge 
troffenem Verhältnisse^) auf ätherische Oele; beim Vermischen gro 
ßer Q-uantitäten Vitriolöl und Wasser; öfters auch beim Löschen von 
Kalk oder Baryt in Wasser u. st w. 
Manche chemische Präparate entzünden sich, wenn man sie 
frisch bereitet an die Luft bringt, von selbst. Man giebt ihnen den 
Namen Pyrophore. Ihre Entzündung scheint in jedem Falle nur 
von der Gegenwart eines sehr entzündlichen Stoffes (häufig wahr 
scheinlich Kalium oder Natronium) in dem Präparat herzurühren, 
der durch den Zutritt der Atmosphäre in Flamme geräth; daher wir 
nicht weiter dabei verweilen 
Sehr merkwürdig aber ist die Feuercrscheinung, welche das 
Zirkonerdehydrat, das Eisenoxyd, das Chromoxydul, das Rhodiumoxyd, 
das Molybdänoxydul, so wie einige antimonigsaure und antimonsaure 
schwere Metalloxyde darbieten. Erhitzt man diese erst bis zum Ver 
luste alles Wassers, und dann noch weiter, so fangen sie in einer 
mehr oder minder erhöhten Temperatur Feuer und zeigen ein leb 
haftes Verglimmen. Hiebei wird ihr Gewicht nicht geändert, aber 
sie zeigen nachher eine bei weitem geringere Auflöslichkeit in verschie 
denen Flüssigkeiten als zuvor, und Berzelius vermuthet deshalb, 
daß diese Feuererscheinung der Begleiter eines innigeren Zusammen- 
tretens ihrer Bestandtheile sey. 
* Nach Di z^ (Gilb. IV.) und Heinrich gelingt der Versuch auch mit 
frisch gebranntem Kalk und nach Fontenclle (Ann. de Ch. et de Phys. 
XXXVII. 223) mit Baryt, aber nicht mit Strontian, worauf sich selbst ein 
Unterschcidungsmittel beider Stoffe gründen lasse» soll. Nach Pl. Heinrich 
leuchten auch Aeßkali und Aeßnatron beim Uebergießc» mit conc. Säuren im Dun 
keln, am besten mit Schwefelsäure, merklich schwächer mit Salpetersäure und Salz 
säure (sogar mit Essigsäure in sehr conc. Zustande). Man soll die Lichterschcinung 
bei diesen Säuren zuverlässig erhalten, wenn man sic tropsenweiS auf das Alkali 
fallen läßt; dagegen, wenn man die Alkalien thcilwcis in die flüssige» Säuren wirst, 
nur bei gehörig getroffenen Proportionen. 
** Vcrgl. mein Report. der org. Chemie. I. 1024. 
*** Eine Zusammenstellung über die bekannten Pyrophore findet man in 
Gmelin's Lehrbuch der Chemie Th. II. als Anhang zur Betrachtung der Kohle.
	        
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