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Chemische Wirkungen des iichts.
lichblau, Noth, in Röthlichbraun über *, Veränderungen, welche
nicht erfolgen, wenn man das Chlorsilber im Dunkeln aufbewahrt,
selbst wenn es dabei bis zum Siedgrade des Wasters erwärmt wird^'*.
Wenn dieses Beispiel eine zersetzende Wirkung des Lichts ken
nen lehrt, so kann man dagegen auch eine verbindungsbefördernde
Wirkung desselben nachweisen. Zn der That, wenn man ein Ge
misch von gleichen Volumtheilen Chlor und Wasserstoffgas dem Ein
fluß der directen Sonnenstralen aussetzt, so erfolgt sofort Detona
tion, indem sich beide Gasarten zu salzsaurem Gase vereinigen ***♦
Dies sind die beiden Fälle von chemischen Wirkungen des Lichts,
welche man am allermeisten untersucht und durch Versuche geprüft hat.
Bald werden wir ihnen noch mehrere andere Beispiele anschließen ch.
* Diese Farbe bleibt alsdann dem Präparat unverändert, oder ändert sich
nur der Intensität »ach, »ach Beschaffenheit des hygroinctrischen Zustandes der
Luft. Oesters ist übrigens die Ordnung, in der obige Farbcnstufc» durchlaufen
werden, eine andere. — Gewöhnlich bezeichnet man den Prozeß der Farbcnvcr-
äudcrung des Chlorsilbers durch das Licht schlechthin mit dem Namen einer
Schwärzung.
** Das geschwärzte Chlorsilbcr ist »ach Fischers Untersuchungen eine Chlor
verbindung mit Ucberschuß von Silber, in so fern ein Antheil Silber, welcher
seines Chlors beraubt wird, mit dem übrigen Antheil Chlorsilber in Verbindung
tritt. — Die wesentlichen Unterschiede des gefärbten vom ungefärbte» Chlorsilber
stnd nach Fischer: 1) das ungefärbte ist in Ammoniack ganz auflöslich, das
gefärbte aber nicht; 2) das vollkommen Anfangs unter Wasser gefärbte bildet mit
der Salpetersäure eine Silbcrauflösung, welches bei dem ungefärbten nicht erfolgt;
Z) das noch nicht vollkommen gefärbte bildet ebenfalls mit der Salpetersäure eine
Silbcrauflösung,. sobald durch Ammoniack das darin (in Amm.) Auflösliche getrennt
worden ist. — Die Schwärzung auf Rechnung frciwcrdcndcn Oxyds zu schreiben,
wie Bcrthollct, Bucholz und Gilbert gethan, erlaubt der Umstand nicht,
daß geschwärztes Chlorsilbcr, wochenlang mit Salzsäure oder verdünnter Schwefel
säure digcrirt, sich nicht entfärbt. — Nach den gewöhnlichen Angabe» wird bei
der Schwärzung des Chlorsilbcrs Salziäure frei, und man könnte sonach meinen,
daß die Schwärzung nur durch Hydrogenisation des Chlors bewirkt werde. Fischer
hat indeß gezeigt, daß dein nicht so sey; denn 1) schwärzt sich geschmolzenes
Chlorsilbcr auch unter Schwefelsäure, Salpetersäure, Alkohol, Acther, Ocl, so wie
bei Verschluß mit ganz frisch geglühtem Chlorcalcium in der Luft bis ztim hellen
Rothbraun, wiewohl langsamer, als unter Wasser; — 2) hat Fischer durch voll
kommen überzeugende Versuche (s. Schrift. S. 40) nachgewiesen, daß das Chlor
als wirkliches Chlor und nicht als Salzsäure frei wird. — Durch anhaltendes
Digcrircn in Chlorwasscr oder Königswasser oder durch gasförmiges Chlor, oder
durch Anbringung a>n positiven Pol der Bolta'schcn Säule kann man das ge
schwärzte Chlorsilber wieder entfärben. — Koche» mit Wasser oder monaklangcs
Aussetzen des Chlorsilbcrs auf einem warmen Ofen im Dunkeln schwärzt das weiße
Chlorsilbcr nicht; aber bei einer Wärme von ungefähr 160" !i. zeigt sich eine
solche Schwärzung. Auch befördert schon eine mäßige Wärinc den schwärzenden
Einfluß des Lichts. Durch die Hitze im Fluß erhaltenes Horusilber dagegen schwärzt
sich selbst durch die directen Sonnenstralen nicht.
*** Auch mit Kohlcnstoffoxydgas vereinigt sich das Chlorgas nur unter Ein
wirkung des Lichts.
f Die vollständigste Aufzählung der durch das Licht zu bewirkenden chemi
schen Veränderungen findet man im einleitenden Theil von Gmelin's vortrcffli-
chcm Handbuch der Chemie, auf das ich in dieser Hinsicht verweise. Auch in
Snccow's Dissertation ist eine reichhaltige Zusammenstellung gegeben.