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Theorie der Farben
ist, hinlänglich weit seyn, daß die capillare Wirkung seiner Wände
der Oberfläche nur eine unmerkliche Krümmung ertheile. Ferner muß
das Gefäß bis an seine Ränder angefüllt seyn, widrigenfalls die
Blase allmälig bis an dieselben hingeführt wird und daran zerplatzt.
Alle diese Vorsichtsmaßregeln würden jedoch nicht ausreichend seyn,
wenn man die Blasen der freien Luft ausgesetzt ließe, indem dieselbe
vermöge ihrer steten Bewegungen das Gleichgewicht der Blasen stört,
sie durch beschleunigte Verdunstung des Wasserhäutchens, aus dem sie
bestehen, schnell austrocknet und dadurch in kurzer Zeit zum Platzen
bringt. Um ihre Dauer zu verlängern, und sie in einem gleichför
migen und ruhigen Zustande zu beobachten, muß man, wenn man
sie am Ende des Röhrchens hängen lassen will, dies, mit der auf
genommenen Flüssigkeit, in eine dünne Glasflasche, Taf. XVII.
Fig. 6, einbringen, deren obere Mündung mit einem durchbohrten,
um das Röhrchen fest anschließenden, Stöpsel verschlossen wird, wel
chen man mit dem Röhrchen wegnimmt oder einsetzt. Bläst man
dann die Blase in der Flasche selbst und verstopft das Röhrchen mit
Wachs, so kann sie sich manchmal ganze Stunden hindurch ohne
merkliche Veränderung des Volumens erhalten. Da bei so getroffe
nen Maßregeln die Flüssigkeit immer nach der tiefsten Stelle der
Blase herabzufließen strebt, so findet hier die größte Dicke Statt,
und das Häutchen wird von da nach Oben immer dünner bis zu
einer geringen Entfernung von seinem Anheftungspuncte, wo die
capillare Wirkung des Röhrchens eine neue Zunahme der Dicke mit
sich bringt» Diese letzte Ursache der Ungleichheit wird bei der ersten
Methode, wo man die Blase frei auf der Flüssigkeit selbst schwim
men läßt, vermieden; dieselbe zeigt hier eine vollkommen halbkugel
förmige Gestalt, und da die Abnahme ihrer Dicke von der Basis
nach dein Gipfel blos durch die Schwere bestimmt wird, so hat sie
in der vollkommensten Regelmäßigkeit Statt. Auch war cs diese
Methode, welche Newton bei Hervorbringung seiner Blasen be
folgte, womit er immer die Vorsicht verband, sie mit einer dünnen
und durchsichtigen Glasglocke zu bedecken, um sie vor der Einwir
kung der Luft zu schützen. Der bequemern Beobachtung halber ist
erfoderkich, den Apparat vor ein offenes Fenster zu stellen, von wo
aus sich eine große Ausdehnung des Horizonts übersehen laßt, und
das weiße Licht der Wolken von der Blase zurückwerfen zu lassen.
Damit sich hiemit kein fremdes Licht vermische, muß überdies das
Gefäß, welches die Auslösung enthält, von einer dunkeln Farbe seyn;
endlich ist jenseit der Blase auf der dem Auge entgegengesetzten Seite
ein schwarzes Tuch auszuhängen, um die Lichtstralen abzuhalten,
welche, in dieser Richtung von den äußern Gegenständen herkom
mend, durch die Blase hindurchgehen und zu gleicher Zeit, als die
zurückgeworfenen Farben, welche man beobachten will, zum Auge
gelangen könnten. Ist alles auf diese Weise eingerichtet, so zeigen
sich auf der Blase mehrere concentrische horizontale Ringe von sehr