Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

auf die Straluug der Warme. 
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irgend einer thierischen oder vegetabilischen Hülle bekleidet, oder sie 
mit irgend einem Firniß überzieht, oder auch sie an der Flamme 
einer Lampe schwärzt, wodurch sie mit einer schwarzen Rußschicht 
von fast unmerklicher Dicke bedeckt wird. Sogleich wird die Gleich 
heit gestört seyn und das bekleidete Gefäß im Allgemeinen schneller 
erkalten oder warm werden, als dasjenige, dessen metallischer Ober 
fläche man ihre natürliche Politur gelassen hat. Da nun die wag 
baren Quantitäten Materie, welche dazu angewandt worden sind, 
die Oberfläche des andern Gefäßes zu modificiren, kaum in einigen 
Betracht kommen können, und da ihre Dicke so gering ist, daß 
ihnen kein merklich verändernder Einfluß hinsichtlich der Fortpflan 
zung der Wärme durch Mittheilung beigemessen werden kann, so 
muß man nothwendig schließen, daß die bloße Modification, die sie 
im Zustand der Oberflächen hervorgebracht haben, Ursach der Ver 
änderung in der Geschwindigkeit ist, mit welcher der Verlust durch 
Stralung erfolgt und daß sie im Allgemeinen zu seiner Beschleuni 
gung gewirkt hat. Dieser Einfluß der Beschaffenheit der Oberflä 
chen läßt sich noch auf eine andre Art nachweisen, welche von 
Leslie herrührt. Man nehme ein hohles Metallgefäß, gleich dem, 
dessen sich Rumford bediente, blos mir dem Unterschiede, daß seine 
Seitenwände, anstatt eylindrisch zu seyn, aus vier vollkommen glei 
chen Rechtecken bestehen, die wir durch die Buchstaben a, h, c, d 
unterscheiden wollen. Man bedecke das Rechteck a mit einer thieri 
schen Hülle, z. B. mit Goldschlägerhäutchen oder mit einem Blatt 
Schreibpapier; das Rechteck h mit einer Platte aus polirtem Glase, 
das Rechteck c mit einer Schicht Ruß, und lasse endlich der vierten 
metallischen Fläche ihren natürlichen Glanz und die natürliche Po 
litur. Darauf fülle man das Gefäß mit Wasser von ziemlich hoher 
Temperatur, z. B. von 60° C. Nachdem nian alsdann dem Ap 
parat einige Minuten Zeit gelassen hat, um sich allen seinen Thei 
len nach auf die nämliche Temperatur zu setzen, bringe man ihn in 
ein Zimmer von der gewöhnlichen Temperatur, von 10° C. z. B., 
und biete ihn aus einiger Entfernung mit einer seiner Flächen einem 
sehr empfindlichen Thcrmoskop dar, welches sich seit langer Zeit mit 
dem Orte auf gleiche Temperatur gesetzt har, so wie es Taf. XX. 
Fig. 5 darstellt. Sogleich wird die Blase des Thermoskops ver 
möge Erwärmung und Ausdehnung der, in der, dem warmen Ge 
fäß zunächst befindlichen, Kugel enthaltenen, Luft zurückgetrieben 
werden. Aber — und dies ist der Punct, worauf es hiebei an 
kommt — die Quantität, um die sie weicht, wird ungleich seyn, je 
nachdem man ihr die eine oder die andre der Oberflächen des Ap 
parats darbietet; am größtmöglichsten wird die Abstoßung seyn, 
wenn die, mit Ruß bedeckte, Fläche nach dem Thermoskop hinge 
kehrt ist; etwas weniger wird sie betragen, wenn die, mit Gold 
schlägerhäutchen oder mit Glas bedeckte, Fläche ihm zugekehrt wird, 
und am allerwenigsten, wenn man ihm die glatte und blanke Me
	        
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