Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

Ueber die Thaubildung. 
311 
lehrt die Beobachtung, 1) daß die Temperatur des mit Thau be 
deckten Grases immer niedriger als die der Luft ist 2) daß die 
Erkaltung der Körper der Erscheinung des Thau's vorausgeht 
welches beweist, daß nicht etwa die Thaubildung selbst die Ursach 
der beobachteten Erkaltung ist. 
Wind und Wolken verhindern die Entstehung des Thaues, 
erstrer, indem er beständig wärmere Luftschichten gegen den Körper 
treibt ***; letztere, indem sie den vom Körper durch Stralung er 
littenen Verlust durch Zurückstralung ersetzen. Letzteres kann nur in 
einem um so geringern Grade geschehen, je höher ste sind, wie in 
der That mit den Beobachtungen übereinstimmt. 
Die hier vorgetragene Theorie deö Thaues erhalt noch mehr 
Interesse durch manche Beziehungen und Anwendungen, die sich daran 
knüpfen lassen. 
Wells leitet daraus die Folgerung ab, daß die auS thierischen 
und vegetabilischen Substanzen verfertigten Hygrometer, wenn sie 
der Llift bei hellem Himmel ausgesetzt werden, einen höhern Grad 
von Feuchtigkeit angeben werden, als wirklich in der Atmosphäre 
vorhanden ist, weil sich diese Substanzen, nachdem sie durch ihr 
Ausftralen gegen den Himmel erkaltet sind, dadurch allein mit mehr 
oder weniger Thau bedecken müssen. Auch steht man ein, daß die 
Wärmestralung der gläsernen Hülle, welche bei den Thermometern 
das Quecksilber enthält, verursachen kann, daß diese Instrumente 
unter die Temperatur der Luft fallen, in welcher sie sich befinden. 
Ein Schirm, so angebracht, daß die directe Ausstralung gegen den 
Himmel verhütet wird, kann solchen Irrthümern vorbeugen. 
MI 
inwendig ganz trocken; während im zweiten Thau befindlich war. Der Boden 
desselben zeigte 4-90,7 C., der Boden des cingcgrahenen Glases 13", 3. Ein in 
der Luft befindliches Thermometer zeigte 11",6. 
* Kleine empfindliche Thermometer auf kurzes Gras gestellt, zeigten oft in 
einer stillen »nd heitern Nacht 4° bis fast 8° C. weniger, als ähnliche, deren 
Kugel sich 4 Fuß über dem Boden befand. Bei windstillem und heitern Wetter 
fängt dieser Temperaturunterschied des Grases und der darüber befindlichen Luft, 
an schattigen Orten und wo ein großer Theil des Himmels sichtbar ist, an, fühl 
bar zu werden, sobald die Wärme der Alm. abnimmt. Unter ähnlichen Umstän 
den dauert er am Morgen bis einige Zeit nach Sonnenaufgang fort. In sehr 
finstern Nächten, besonders wenn Wind geht, ist das Gras niemals kälter als die 
Luft, bisweilen sogar wärmer. Bon mchrern an verschiedenen Orten angebrach 
ten Thermometern waren in derselben Nacht diejenigen die kältesten, die sich an 
Orten befanden, wo cs am meisten thaute. — Die Temperatur der Metalle sinkt 
selten 1° bis 2 U C. unter die der sie umgebenden Luft, und wenn cs geschieht, so 
sind andre Körper noch beträchtlich kälter, als die Atmosphäre. 
** Bei trockncr Witterung wurde» 10 Gran auf ein erhöhtes Bret gelegte 
Wolle schon um 7°,7 C. fairer als die Luft, che ste die geringste Gewichtszu 
nahme erlitten hatte». 
*** Setzt man einen Körper bei bewegter Luft aus, so bcschlägt er stärker 
auf den Seiten, die nicht vom Winde getroffen werden, mit Thau (Wells, 
Ha rv e y).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.