Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Fortpflanzung der Wärme 
in Berührung Mît einer beständigen Wärmequelle an, welche un 
mittelbar nur auf dieses Ende wirken kann, während der übrige 
Theil der Stange durch polirte Schirme gegen ihre Stralung ge 
schützt ist. Bei so getroffener Anordnung wird die Wärme anfan 
gen, sich allmälig von A nach B durch den Stoff der Stange hin 
durch fortzupflanzen; und wenn man an verschiedenen Stellen ihrer 
Länge Thermometer anbringt, deren Kugeln- in Löcher eingesenkt 
werden, die in das Metall selbst gebohrt und mit Q-uecksilber zur 
Vermittlung einer innigeren Berührung angefüllt sind, so wird man 
:t)ic Thermometer successiv steigen sehen, und zwar jedes derselben 
»um so eher, je naher es sich der Wärmequelle befindet. Während 
pieses Vorganges nun wollen wir in der Stange die aneinander- 
jzranzenden cylindrischen Elemente 'M, M, M' betrachten, die hin 
länglich dünn sind, um sich für einfache Puncte ansehen lasten. 
.Das mittlere Element Dl wird in jedem Augenblicke Warme von 
Dem, ihm vorangehenden, erhalten, und dem nachfolgenden seiner 
seits Warme mittheilen. Nimmt man nun die Temperaturen für 
so wenig erhöht an, daß das, von Newton beobachtete, Gesetz 
noch zulässig ist, so wird das Thermometer M, allein vermöge die 
ser Ursache, zugleich eine kleine Erhöhung, welche dem Ueberschuß 
der Temperatur von 'M über seine eigene proportional ist, und eine 
kleine Erniedrigung, proportional dem Ueberschuß seiner Tempera 
tur über die von M', erfahren müssen, so daß ihm blos der Unter 
schied verbleiben wird. Wenn mithin kein Verlust von Warme 
Statt fände, so würde offenbar jedes Thermometer stetig steigen 
muffen, bis es die Temperatur der Quelle selbst erreicht hatte, was 
in aller Strenge erst nach unendlicher Zeit geschehen könnte. Allein 
dies Resultat wird bei allen Versuchen durch die Stralung abgeän 
dert ; denn jedes Element, so wie es über die Temperatur der um 
gebenden Lrist erwärmt worden ist, giebt durch alle Puncte seiner 
Oberfläche mehr straleude Wärme ab, als cs von Außen in gleicher 
Zeit empfängt; und, innerhalb der von uns vorausgesetzten Tempe 
raturgränzen, bewirkt diese Ursache in jedem Augenblicke im Ther- 
mometer N ein kleines Sinken, proportional dem Ueberschuß seiner 
jedesmaligen Temperatur über die der Luft. Dies hat zur Folge, 
daß die Thermometer minder schnell, als nach der vorigen An 
nahme, steigen, und, selbst nach einer unendlichen Zeit, nie die 
Temperatur der Quelle erreichen können; da ihrem Steigen offen 
bar Einhalt geschehen muß, wenn der Temperaturüberschuß, der 
ibnen in jedem Augenblicke durch das vorangehende Element 'M 
mitgetheilt wird, nur noch genau das ersetzt, was sic durch Be 
rührung des folgenden Elements M' oder durch Ausstralung in 
die Lust verlieren. Dann wird der thermometrische Zustand der 
Stange stationär, und die Temperatur ihrer verschiedenen Puncte 
nimmt mit der Entfernung von der beständigen Wärmequelle immer 
mehr ab.
	        
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