Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

318 Fortpflanzung der Warme durch die festen Körper. 
Metalle, welche das beste Leitungsvermögen für die Wärme besitzen; 
darauf folgen, ziemlich auf gleicher Stufe stehend, Kupfer, Zinn, 
Platin; endlich Eisen, Stahl und Blei, welche den andern sehr weit 
nachstehen. 
Das Glas, Porzellan und Steingut leiten minder gut als irgend 
ein Metall; die Kohle und die verschiedenen Arten Holz, wenn sie 
trocken sind, vielleicht noch schlechter. Nichts aber leitet, einer sehr 
gemeinnützigen Beobachtung Rumford's zu Folge, die Warme 
schlechter bei gleichem Gewicht, als die Substanzen, welche aus sehr 
feinen Faden oder aus kleinen, sich an sehr wenig Puncten berüh 
renden, Stückchen zusammengesetzt sind, wie das Leder, die Wolle 
in Flocken, die Seide in Faden (en brins), die Flaumfedern, die 
Kleyen u. s. w. Dies kann daher rühren, daß, weil die Theilchen, 
aus denen diese Substanzen bestehen, sehr klein und getrennt sind, 
zahlreiche Zurückwerfungen zwischen ihnen erfolgen; so wie auch da 
her, daß sie die Luft in ihren Umgebungen gleichsam gefangen zurück 
halten, theils vermöge einer eigenthümlichen Anziehung, durch die 
sie auf ihren Oberflachen eine dünne Schicht dieser Flüssigkeit fest 
halten, theils vermöge des blos mechanischen Hindernisses, das sie 
ihrem Ausweichen entgegensetzen; zwei Ursachen, durch die sie gleich 
verhindert werden muß, sich zu erneuern und die Wärme mit sich 
fort zu nehmen. 
Zusatz. —- Neuerdings hat Despretz das WarmeleitungS- 
vermögen der Metalle und einiger andern Körper einer neuen Unter 
suchung unterworfen. Er bedlente sich zu seinen Versuchen Stangen 
von der Gestalt quadratischer Prismen, mit welchen der Versuch so 
angestellt ward, wie es zu Anfange dieses Capitels beschrieben wor 
den. Der Abstand zwischen zwei auf einander folgenden Thermo 
metern betrug 10 Centimeter'. Die Erhitzung geschah mit einer 
Quinquetschen Lampe. Alle Stangen wurden mit einem und dem 
selben Firniß überzogen, um ihnen in Bezug auf die Warmestralung 
eine gleiche Oberflache zu ertheilen. Auf solche Art wurden folgende 
Zahlen als Maß für das Leitungsvermögen gefunden^: 
* Man beweist durch den Calcul, daß das Wärmelcitungsvcrmögcn propor- 
1 1 
tional ist der Größe: —,, wenn x aus der Gleichung x -i — q 
(log. x)^ x 
bestimmt wird, in welcher q der Quotient ist aus der Division der Summe zweier 
Ueberschüsse durch den zwischenliegenden Ucberschuß. Unter Uebcrschuß ist hier der 
Ucbcrschnß der Temperatur der Stange über die der Lust an den successiven gleich 
weit aus einander abstehenden Stellen der Stange verstanden, nachdem ihr Zu 
stand constant geworden ist, welches bei schwachem Leitungsvermögen 5 bis 6 
Stunden erfodern kann. 
Bei guten Leitern, wie Gold, Silber, Platin, Kupfer und Zink findet man 
diesen Quotienten merklich constant, ans welchen Stellen der Reihe man ihn auch 
berechnen mag, welches voraussetzt, daß die Wärme in einer geometrischen Pro 
gression von der Wärmequelle an abnimmt, während die Entfernungen von der 
selben in einer arithmetischen Progression zunehmen. Aber schon das Blei genügt
	        
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