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Quellen der Wärme und Kälte.
Zn den Alten kommen mehrere Stellen vor, nach welchen schnell
mittelst der Schleuder geworfene bleierne Kugeln schmelzen, ja selbst
glühen sollen Diese Erscheinung, wenn sie richtig wäre, würde
ebenfalls auf Rechnung der durch Luftcompression entwickelten Hitze
zu schreiben seyn; doch scheint es fast unglaublich, daß mittelst blo
ßer Muskelkraft eine hiezu hinreichende Geschwindigkeit hervorgebracht
werden könne.
Bei Kugeln, welche durch Schießpulver abgeschossen wurden,
will jedoch Legentil^ zuverlässige Kennzeichen von Schmelzung
wahrgenommen haben. Mehrere glauben auch das Glühen der Me
teorsteine von einer ähnlichen Ursach ableiten zu können
Mehrere Mathematiker, namentlich Jvory und Poisson,
haben aus den Datis der Beobachtung das allgemeine Verhältniß
der Wärmequantitäten abzuleiten gejucht, welche durch gegebene
Compressionen eines Gases entwickelt werden müssen, eine Unter
suchung, die auch in so fern von besonderer Wichtigkeit ist, als sie
in Beziehung mit der Fortpflanzung vom Schalle steht (vgl. Th. II.
S. 10). Ich verweise hinsichtlich der von ihnen gefundnen Formeln
und verschiedenen dagegen»erhobenen Einwände auf Gehlers Wörter
buch (IV. 1065. II. 302).
Daß auch bei Zusammendrückung tropfbarer Flüssigkeiten
eine, zwar nur sehr geringe, doch noch bemerklich zu machende,
Wärme frei wird, ist Th. I. S. 247 erwähnt worden.
Von der Wärmeentwickelung bei Zusammendrückung fester
Körper geben die Künste mehrere Beispiele. So werden Metalle
durch Hämmern heiß, selbst glühend, unter Vergrößerung ihrer Dich
tigkeit. Beim Prägen von Münzen ist die durch den ersten Schlag
bewirkte Wärmeentwickelung größer, als die durch den zweiten und
dritten bewirkte, so wie auch die Verdichtung beim ersten Schlage
am meisten beträgt. Kupfermünzen erhitzen sich dabei mehr als
Gold- und Silbermünzen, so wie auch das spec. Gewicht der erstem
am meisten zunimmt. (Berthollet, Pictet).
Wärme durch Reib euch. Es ist hinlänglich bekannt, und
wir können die gewöhnlichen Beispiele in diesem Bezug übergehen,
daß Körper durch Reiben an einander Hitze erregen; eine Hitze, die
* Lucretius de rerum natura, lib. VI. v. 177. und 305. — Ovidii
Metam. lib. II. v. 11. — Virgil. Aeneis lib. IX. y. 586.
*'* Gilb. XXXI. 8.
Gilb. XVIII. 293. XXXI 8.
f Vergl, über die Wärme durch Reiben: Pictet sur le feit §. 154. ff.—
Riiinford in Scherer I. I. 9.; auch Gilb. XII. 554. — Pictct cbcnd.
115. — Scherer cbcnd. 31. — Derselbe in Scherer's Arch. f. thcor. Chcin.
II. 93. — Haldat in Nicholson's I. XXVI. 30. — Morosi in Bibi,
miiv. XXII. 91. (Pogg. Ann. XII. 194. — Darier und Colladon in
Schweigg. XLIII. 345. — Graha in in Kastn. Arch. X. 62. — Davy in
Gilb. XII. 549.