Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

388 Temperatur der Erde im Allgemeinen. 
reich und genau, um ihren Einfluß sicher in Rechnung ziehen zu 
können. 
Die Luft und Gewässer auf der Erde modiflciren aber die von 
den Sonnenstralen erzeugte Wärme auch noch aus eine andere all 
gemeinere Weise. Wir haben im Frühern gesehen, daß die Wär- 
mestralen im leuchtenden Zustande leichter durch durchsichtige Körper 
hindurchzudringen vermögen, als im nicht leuchtenden. Die leuch 
tenden Stralen der Sonne werden mithin beim Anlangen auf der 
Erde leichter durch die durchsichtigen Mittel, die Luft und das Meer, 
hindurchzudringen vermögen, als wenn sie, durch Absorption der 
irdischen Körper in dunkle Stralen verwandelt, von ihnen wieder aus- 
gestralt werden, und mithin müssen diese Mittel dazu beitragen, die 
Wärme, welche die Sonnenstralen der Erde mittheilen, in dieser 
zurückzuhalten * ** *** . Auch dieser Einfluß, auf welchen die Theorie hin 
führt, laßt sich jedoch aus Mangel an hinreichenden Erfahrungsdatis 
bis jetzt der Berechnung nicht unterwerfen. 
Wir wollen jetzk" aus einige einzelne Puncte, welche die Erwär 
mung durch die Sonnenstralen betreffen, zurückkommen, um sie in 
nähere Betrachtung zu ziehen. 
Bringt man ein Thermometer in eine beträchtliche Tiefe unter 
die feste Erdoberfläche, z. B. 40 Meters so zeigt es eine fixe Tem 
peratur; eine Thatsache, die man aller Orten in der Erde bemerkt. 
Diese Temperatur tiefer Orte bleibt sich gleich für einen bestimmten 
Ort, ist aber variabel nach den verschiedenen Klimaten und nimmt 
im Allgemeinen nach Maßgabe, als man sich den Polen nähert, ab. 
Ganz anders dagegen verhält es sich mit der Temperatur der Puncte, 
die der Erdoberfläche viel naher, z. B. nur 5 bis 10 Meter unter 
derselben liegen, indem die Temperatur hier tägliche oder jährliche 
Variationen zeigt. Abstrahlten wir jedoch vor der Hand von der 
äußern Kruste der Erde, innerhalb deren diese Variationen von 
Statten gehen, um nur die unveränderlichen Temperaturen aller 
Puncte der so stngirten neuen Oberfläche der Erde zu betrachten **** 
* I» diesem Bezug ist ein Versuch von Saussure sehr belehrend. Er 
setzte den Sonnenstralen ein Gesäß aus, welches mit einer oder mchrcrn Platten 
recht durchsichtigen Glases bedeckt war, die je zwei in einiger Entfernung von ein 
ander waren. Das Innere des Gefäßes war mit einem dicken Uebcrzugc ge 
schwärzten Korks versehen, um die Wärme zu absorbircn. Im Gefäße selbst und 
den Zwischenräumen zwischen den Glasplatten waren Thermometer angebracht. 
Dies Instrument ward um Mittag der Sonne ausgesetzt; und da sahe man denn bei 
verschiedene» Versuchen das Thermometer im Gefäße auf 70, 80, 100, 110" R. und 
selbst darüber steigen. Die in den Zwischenräumen befindlichev Thermometer zeig 
ten viel geringere Wärmegrade an, und die von den untern nach den obern 
Zwischenräumen abnahmen. 
** Doch ist schon in geringerer Tiefe die Temperatur merklich constant. 
*** Es wird hier auch von den, für Jahrhunderte als unmerklich außer der 
Acht zu lassenden, Veränderungen abstrahirt, welche die allinülige Erkältung des 
Erdkörpers von seiner Urwärmc ab, mit sich bringt.
	        
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