Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Bestimmungsmethoden 
(Ordinate«), welche den daselbst beobachteten Temperaturen propor 
tional sind, indem man eine willkührliche Lange als Einheit anwen 
det. Endlich verbindet man die Gipfel der so errichteten Ordinate» 
durch gerade Linien. Es wird solchergestalt ein Polygon ungefähr 
von der Gestalt der Linie cßedd, Taf. XXI. Fig-. 6, entstehen, 
wenn man die Beobachtung zur Zeit des Minimums, dem die Or- 
dinate ca entspricht, anfing, und wieder zur Zeit des Minimuins 
an dem andern Tage bei db beendigte. 
Die Polygonallinie selbst nun, welche man die Linie der täg 
lichen Temperatur nennt, drückt den Gang der Temperatur 
während eines Tages aus; der Flächenraum aber, den sie mit den 
Granzordinaten ca und db und der Grundlinie ab, welche die Ta 
geslänge vorstellt, einschließt, mithin der Flächenraum acedba, drückt 
die mittlere Temperatur des Tages aus, und man hat ihn also nur 
für jeden Tag zu messen oder zu berechnen, um die Temperatur 
mittel der verschiedenen Tage mit einander zu vergleichen. Die Be 
rechnung dieses Raums kommt ganz auf die Ziehung des arithmeti 
schen Mittels aus den beobachteten Temperaturen, oder den Längen 
der Ordinate« zurück. 
Diese Art, das Temperaturmittel zu finden, ist jedoch blos eine 
Approximation. In der That, da sich die Temperatur des Tages 
mit Stetigkeit ändert, so erhellt, daß die Linie der Temperatur eigent 
lich kein Polygon, sondern eine stetig gekrümmte Curve (Fig-. 7) 
seyn muß, welche die Gipfel der Ordinaten verbindet. Andrerseits 
erhellt aber, daß, wenn man die Beobachtungen des Tages über hin 
länglich vervielfältigt, das verzeichnete Polygon der wirklichen Curve 
der Temperatur so nahe kommen muß, daß man nicht nur sie selbst, 
sondern auch die von ihnen begränzten Flächenräume für gleichgeltend 
ansehen und sonach das arithmetische Mittel der gegebenen Beobach 
tungen als das wahre betrachten kann, während in aller Strenge 
dies nur dann wahr wäre, wenn man die Beobachtungen oder 
Ordinaten unendlich vervielfältigte. In der That, wenn man stünd 
liche Beobachtungen anwendet, und hievon das arithmetische Mittel 
nimmt, ist der mögliche Irrthum zwischen dem so gefundenen und 
dem wahren Mittel jo unbedeutend, daß er außer Acht gelassen wer 
den kann und innerhalb der Gränzen der Beobachtungsfehler fallen 
möchte *. 
Um das monatliche Mittel zu bestimmen, verfährt man in der 
Regel so, daß man die täglichen Mittel der successiven Tage eines 
Monats zusammenaddirt und die Summe durch die Anzahl der Tage 
dividirt. Doch kann man auch so verfahren, daß man zuerst nicht 
das Mittel von einem Tage nimmt, sondern das Mittel aus den 
* Kramp (Gergo» ne Ann. de Math. VI. 261; auch Schwcigg. I. 
XI.VII. 393) hat »och überdies eine zweckmäßige Methode angegeben, statt des 
arithmetischen Mittels ein dem wahren noch mehr genähertes zu finden.
	        
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