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Theorie der Farben
bewirkt wird; nimmt man aber diese Zersetzung als Thatsache an,
so bringt sie dieselbe auf ihre einfachsten Elemente zurück; sie zeigt,
warum die verschiedenfarbigen Ringe in einander übergreifen; sie
giebt die Gesetze davon an, Und leitet die ganze Verschiedenheit der
aus ihrer Mischung hervorgehenden Farben daraus ab. Diese Eigen
schaften in Verbindung mit den andern optischen Gesetzen, d. h. mit
denen der Brechung und Zurückwerfung, müssen nothwendig aus
reichen, und reichen wirklich aus zur vollständigen Erklärung aller
Modisicationen, welche die Farben der Ringe erfahren können, wenn
man sie die brechende oder zurückwerfende Wirkung der Körper unter
gehen läßt. Wenn man geglaubt hat, daß einige neuerlich entdeckte
Erscheinungen aus diesen Gesetzen herausträten, so lag der Grund
davon darin, daß man die Ursachen, welche die Intensität des Lichts
modificiren, nicht gehörig von denen unterschied, welche seine Zer
setzung im Ringe bedingen. Diese Unterscheidung ist aber sehr wich
tig, denn wir haben schon bemerkt, daß sich die Intensität der Ringe
schwächen läßt, ohne Veränderung ihrer eigenthümlichen Farben; und
wir werden in der Folge sehen, daß diese Schwächung bis zu ihrem
vollständigen Verschwinden gesteigert werden kann. Durch diese Er
scheinungen werden aber die Gesetze, die wir über die Entstehung
der Ringe aufgestellt haben, keineswegs ungültig gemacht; denn
dieselben beziehen sich einzig auf die Art der Trennung und Verthei-
lung der Farben, nicht aber auf die absolute Quantität des zurück
geworfenen Lichtes, welche durch Ursachen abgeändert werden kann,
die mit diesen Gesetzen in gar keinem Bezug stehen.
Newton, um seine Entdeckungen über die Ringe auf alle
mögliche Weise zu erproben, hat in seinem Werke eine große Menge
dem Anschein nach sehr sonderbarer Erscheinungen angeführt, die
durch die Theorie analysirt, sich aufs leichteste erklären. Wir folgen
ihm nicht in allen diesen Einzelheiten; es genügt uns, dargethan
zu haben, daß alle Thatsachen, welche auf die Zusammensetzung der
Farben gehen, nothwendig unter seine Theorie treten müssen. Doch
wollen wir eine dieser Thatsachen nicht übergehen, welche zeigt, daß
die Abwechslungen der Zurückwerfung und des Durchgehens noch
weit über die Dicke hinaus Statt finden, in welcher sich Ringe mit
dem zusammengesetzten Lichte bemerken lassen.
Diese Thatsache besteht darin, daß, wenn man dünne Luft-,
Wasser- oder Glasschichten durch ein Prisma betrachtet, man weit
mehr Ringe als beim Betrachten mit bloßen Augen darin entdeckt,
so daß man anstatt acht oder höchstens neun Ringen, die man ge
wöhnlich erkennt, mit Hülfe des Prisma's mehr als dreißig oder
vierzig sehr dünner und einander genäherter Ringe zählen kann; und
man kann aus ihrer Nähe, und dem Raum, den sie einnehmen,
urtheilen, daß sie sich auf diese Weise in noch weit beträchtlicherer
Anzahl und bis zum Hundertfältigen fortsetzen. Um uns den Grund
dieser Erscheinung zu erklären, wollen wir zuerst zu dem einfachsten