80
Undulatlonssysteni.
aber so klein sind, und so schnell mit der Entfernung abnehmen,
daß sie in jeder, eine physische Schatzung noch zulassenden, Entfer
nung schon aufhören, merklich zu seyn. Diese nämliche Analyse
aber, welche das Verhalten der Lichtwellen allen ihren besonderen
Umstanden nach mit solcher Genauigkeit und Vollständigkeit darstellt,
giebt keinen Erklärungsgrund für die Erscheinung der Zerstreuung;
oder alles in ihr widerspricht vielmehr einer solchen Erscheinung,
woraus gegen das Undulationssystem ein neuer um so erheblicherer
Einwurf zu entnehmen ist, mit je mehr Schärfe und Vollständigkeit
die Analyse, welche diese Erscheinung nicht unter sich zu befassen
vermag, geführt ist Poisson giebt bei Berechnung der Zurück-
werfung noch einen andern Umstand an, auf den das Undulations-
system hinführt, und den die Erfahrung nicht nachweist; er bemerkt
jedoch, daß der Mangel an Uebereinstiinmung in dieser letzter» Hin
sicht verschwinden könnte, wenn man den besondern Zustand der bei
den Mittel in den, nahe an ihrer gemeinschaftlichen Oberfläche besind-
lichen, Schichten in Betracht zöge, so daß sich hieraus kein positiver
Einwurf ziehen läßt. Poisson hat diese Analyse auch auf die Be
rechnung der, von einem homogenen Lichts gebildeten, Farbenringe
angewandt, wobei er jeden derselben nicht als durch Abwechslungen
der Zurückweisung und des Durchgehens, welche das Licht auf der
zweiten Oberfläche der dünnen Schicht erfährt, hervorgebracht ansähe,
wie dies in dem Emanationssysteme geschieht, sondern durch die
gleichzeitige Rückkehr der Wellen in das Auge, welche auf den bei
den Oberflächen der dünnen Schicht in entgegengesetzten Phasen undu-
latorischer Bewegung zurückgeworfen werden, wovon wir sogleich das
Nähere sehen werden, wenn wir auf die sogenannten Erscheinungen
* Die Zerstreuung des Lichts nach der Wellcnthcorie läßt sich nur unter der
Voraussetzung erklären, daß in den brechenden Mitteln die Wellen von verschie
dener Länge sich nicht mit gleicher Geschwindigkeit fortpflanzen, oder mit andern
Worten, daß sie nicht in demselben Verhältniß verkürzt werden. Dieser Umstand
ist cs, womit dic Resulcate Poisson's über die Fortpflanzung der Schallwellen
in elastischen Mitteln von verschiedener Dichte in Widerspruch zu stehen scheinen.
Indeß muß man bemerken, daß seine allgemeinen Formeln aus einer Hypothese
beruhen, die zwar für die Schallwellen ganz zulässig ist, aber vielleicht für die
Lichtwcllen, die mehrere tausendmal kürzer als die Schallwellen sind, ihre An
wendbarkeit verliert, ans der nämlich, daß jede unendlich dünne Schicht des
Fluidums nur von der sie berührenden Schicht zurückgestoßen werde und daß also
die beschleunigende Kraft sich, in Bezug aus die Länge einer Undulatio», nur auf
unendlich kleine Entfernungen erstrecke. Es wäre sehr möglich, daß der Wirkungs
kreis der accclcrircndcn Kraft, welche die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts
in einem brechenden Mittel bedingt, oder die gegenseitige Abhängigkeit der Theil-
chcn, aus denen dieses besteht, sich ans Entfernungen erstreckte, die nicht unend
lich klein sind gegen die Länge der Lichtwcllen.
In der That lehrt die Mechanik, daß in diesem Fall die längeren Wellen
bei ihrem Durchgänge durch dichte Mittel weniger verzögert oder verhältnißmaßig
weniger verkürzt, folglich auch weniger gebrochen werden müssen, als die kürzer»
Wellen, tvic mit der Erfahrung übcreinstimint. Daher ist jener Widerspruch nicht
für absolut zu achten. (Pegg. Anu. XU. 216.)