Erklärung
zu den
Kupfertafeln des neunten Heftes.
Die anliegenden Tafeln enthalten als Fortsetzung der im ersten Hefte befindlichen 13 Kirchen noch Entwürfe zu 8 Kirchen und 1 Kapelle
m Spitzbogenstyle, die ich, gegen eine frühere Aeusserung, um mehrfachen Wünschen zu entsprechen, nun getrennt von der neuen Auflage des
i. Heftes erscheinen lasse. Die nähere Bearbeitung der vorliegenden Blätter selbst geschah nach den Ansichten, die ich bei den früheren Entwürfen
im Spitzbogenstyle und deren Erklärungen, namentlich im 1., 6., 7. und 8. Hefte, schon näher gegeben habe, und worauf ich daher, um Wiederholungen
zu vermeiden, mit hinweise. Der allgemeinern Anwendung wegen wurden besonders diese Kirchenentwürfe, ohne dass jedoch dabei, wie ich glaube,
das Wesentliche , das Charakteristische des Styls aus dem Auge gelassen wurde, möglichst einfach darzustellen versucht. Kine erhebliche Kosten-
ersparung *) für die Ausführung, zumal für ländliche Zwecke geeignet, wird sich dadurch noch ergeben, wenn die Deckengewölbe, wie dieses auch
gewöhnlich im Rundbogenstyle geschieht, nicht massiv, sondern nur in Dielen geschaalt und abgetüncht gefertigt werden, wobei dann natürlich
auch besonders die Umfangsmauern und Strebepfeiler schwächer construirt werden können.
Die seitenschiffartigen Anbaue zu den Emporen bei den grössern protestantischen Kirchen, wie ich es schon bei früheren Entwürfen construirt
habe, wurden hier auch um so mehr beibehalten, als dadurch die Höhe des eigentlichen Kirchendaches zum Vortheil der Gesammtansicht wesentlich
vermindert wird. /
Bei den Thürmen ist die Verwendung des unteren Raumes zum Orgelchor in einer erweiterten Grösse construirt worden. Obwohl nun da-
durch nicht jene Grösse des Orgelchors erreicht werden kann, welche sich bei der gewöhnlichen Anlage von zwei "Thürmen bei den grössern Kirchen
zwischen jenen ergibt, so möchte doch, in so fern die Anlage eines mittlern Hauptthurmes selbst bei den grössern Kirchen vorzuziehen sein, als da-
durch dem eigentlichen Grundprincip des Styles, der Pyramitalisirung, für die Gesammtansicht mehr entsprochen wird.
In specieller Hinsicht sei ferner noch für die einzelnen Entwürfe bemerkt:
Taf. 1, Fig. £ bis 5. Katholische Kapelle. "Taf. HEN. Evangelische Kirche.
Fig. 1 der Grundriss. Fig. 1, A die Hälfte des Grundrisses zu ebener Erde und B die
„ 2 die vordere Ansicht, Hälfte desgl. in der Höhe der Kirchenfenster. Dabei be-
„ 3 die Seitenansicht, zeichnet a den Altar, b die Kanzel, c die Kirchenstühle,
„ 4 der Durchschnitt nach dem Altare zu. d die Bänke für die Kinder, e, f und g Treppenanlagen
„ 5 ein Theil vom Längenprofil. Das auf die vordere Dachgiebel- (wovon ausschliesslich die beiden erstern für die zwei
spitze gesetzte Thürmchen ist zur Placirung einer Betglocke Seiten - Emporen und die letztere für das Orgelchor
construirt, welche, wie gewöhnlich, mittelst eines Seiles bestimmt werden könnte), h das Orgelchor, i die Seiten-
innerhalb der Kirche zu handhaben ist. emporen, k ein Kirchenstuhl, unter welchem zu ebener
; Erde die Sacristei angenommen ist.
Tafı 1, Fig. 6 bis 10. Katholische Kirche. Fiz. 2 der Grundriss von dem zweiten Thurmstockwerk.
Fig. 6 der Grundriss zu ebener Erde, wobei a das Chor mit dem » 3, A die Hälfte von dem obern Thurmstockwerk mit der Gal-
Hochaltare, b die Seitenaltäre, c der Taufstein, d die Kan- lerie, und B die Hälfte desgl. am Fusse der Thurmspitze.
zel, e Beichtstühle und f Räume zur Sacristei und zur 4 der vordere und
Aufbewahrung von Kirchengeräthen etc. bezeichnen. g gibt » 5 der Seitenaufriss.
ferner in punktirten Linien einen vergrösserten Raum für » 6 das Querprofil nach dem Altare zu.
den Chor mit dem Hochaltare, wie eine dergl. Anlage in » 7 das Längenprofil,
dem folgenden Entwurf näher dargestellt ist, an.
„ 7 ein Theil des Grundrisses, den Durchschnitt in der Höhe der Taf. EV. Katholische Kirche.
» 8 ET dan N EEE Orgeilchnr Fig. 1, A die Hälfte des Grundrisses zu ebener Erde ’ und B die
„9 die Seitenansicht. Hälfte desgl., den Durchschnitt in der Höhe der Kirchen-
„ 10 ein Theil des Längendurchschnitts von der Kirche, fenster genommen. Dabei gibt a den Chor mit dem Hoch-
„11, A, die Hälfte von dem Längendurchschnitt nach dem Hoch- altare ‚bb die Seitenaltäre ‚C die Seiteneingänge nach der
altare. und B die Hälfte desgl. nach dem Orgelchore zu. Kirche und in die Sacristei d, € das Orgelchor. Die
Kanzel. ist in üblicher Weise an einem der mittlern Kirchen-
Tafı EN. Katholische Kirche. z Pfeiler anzulegen,
Fig. 1 der Grundriss; dabei a das Chor mit dem Hochaltare, b Räume Fig. S der vordere und
für die Saecristei etc., c die Kanzel, d der Taufstein, e ” der Seitenaufiss, .
Seitenaltäre „ 4 das Querprofil von der Kirche nach dem Hochaltare zu.
. ; ” . . n ; .. „ 5 der hintere "Theil vom Längendurchschnitt.
„ ® ein Theil des Grundrisses in der Höhe der Kirchenfenster mit „6. Ueber dem zweiten Thurmstockwerk ist hier eine Wohnung
3 A Orgeichore f « Th in der Hö für einen Wächter gedacht, wozu A die Hälfte des Grund-
Fa die Hüe des Grundrisses Mr a va öhe des risses mit der Gallerie angibt. B ist ferner die Hälfte des
Kirchendaches; B die Hälfte desgl. von dem obern "Thurm- Grundrisses von. dem obem "Tihrmatonkwerk,
stockwerk.
ran Taf. V und VE. Evangelische Kirche
„ 6 der Querdurchschnitt von der Kirche nach dem Hochaltare zu. Taf, V, Fig. 1 der Grundriss zu ebener Erde, Dabei a der Altar,
„ 7 der Querdurchschnitt desgl. gegen das Orgelchor hin. b die Kanzel, c der Taufstein, d Seiteneingänge, e Raum
; 8 ein Theil des mittleren Längenprofils von der Kirche, für die Sacristei und zur Aufbewahrung der Kirchenge-
*\ In allgemeiner Hinsicht finde ich mich veranlasst, wiederholt den Freunden des Spitzbogenstyls zu rathen, sich durch die wohl nur oft als ein Schreckbild aufge-
stellte Aeusserung: dass die Bauausführungen im Spitzbogenstyle mehr kosteten, als in jedem andern Style, nicht bethören zu lassen. Es wird sich hier am Ende
gewöhnlich zeigen, dass entweder ausschliessliche Vorliebe für einen andern Styl oder gänzliche Unkenntniss des Spitzbogenstyles selbst, welches letztere, trotz
aller Meisterschaft in andern Stylen nur zu häufig noch bei Architekten vorkommen dürfte, mit im Spiele ist. Auch nimmt man wohl bei solchen Fällen bei dem
Spitzbogenbau an, dass hier Alles möglichst solide, in Sandstein, massiv gewölbt etc., gefertigt werde, während man dagegen hei den andern bevorzugten Stylen
schon mit einem weniger kostspieligen Materiale oder mit einer blossen Anmalung der Verzierungen etc. zufrieden ist. Gewährt man bei einer speciellern Verglei-
chungsberechnung jedem Style sein Recht, d. h. gleichmässigen Entwurf, Material, Verzierung etc., so wird dann auch das Resultat für den Spitzbogenstyl nicht
abschreckend sein. — Hierbei möge noch in Folge früherer Veranlassungen bemerkt sein, dass ich jetzt nach Umständen disponirt bin, auf näheres Verlangen,
besonders auch hier, mit einem Rathe für Entwurf etc. an die Hand zu gehen, wobei ich jedoch voraussetze, dass der speciellern Localverhältnisse wegen (das
Material etc.)., ein Local- Architekt oder Bau- Werkmeister mit berathend ist.