Full text: Enthaltend: 5 Pläne zu landwirthschaftlichen Höfen, auf 12 Kupfertafeln, ferner Bemerkungen über unsere Baukunst, so wie über die bisherige Bestrebung des Verfassers (16s Heft)

Von -diesen drei Stylen ist aber bei der nähern Wahl der- zug gegeben würde. Der letztere. Styl gewährt nun zwar im 
zelben für die neue Baukunst auch der eine davon, der Rund- Allgemeinen allerdings grössere Flächen für die Wandmalerei als 
bogenstyl, als ausgeschlossen‘ anzusehen und zwar ebensowohl: der Spitzbogenstyl, doch kann dieses um so weniger massgebend 
1) in seinen bisher, üblichen Darstellungen mit der Säule, als für unsern künftigen Styl sein, als für besondere Fälle auch im 
2) auch für den Fall, wenn man denselben künftig eine dem Spitzbogenstyl sich grössere Wandflächen für Wandgemälde bil- 
Spitzbogenstyl ähnliche Ausbildung ohne Säule geben wollte. den lassen, wobei dieser Styl ausserdem noch für die ornamen- 
Das Erstere kann natürlich in seiner zeitherigen Korrupirten tale Verzierung der äussern Seite von solchen Wandflächen un- 
Formgestaltung, der Verbindung einer Säule‘ ohne ihr 'Gebälk gleich mehr Hülfsmittel als der Rundbogenstyl besitzt. Nicht 
mit dem Bogen, überhaupt nicht empfehlenswerth sein; das Letz- weniger ist zu wünschen, dass bei der vorerwähnten königlichen 
iere aber würde doch nicht jene leichtere, gefälligere, mannich- Intension die öffentlichen Federn nicht zu viel influiren, nament- 
(altigere Formbildung gewähren, die bereits der Spitzbogenstyl lich in einer Weise, wie sie Hallmann in seinen‘ „Kunstbestre- 
yiebt. Wenn die Ausbildung des Schwereren, Strengeren zum bungen der Gegenwart‘ näher anführt. ‚So wurde vor Kurzem 
Leichteren, Veredelten, wie es im Mittelalter mit dem Rundbogen- auch. bereits dieser Gegenstand in der Augsburger Allgem. Zeit. 
styl in den Spitzbogenstyl geschah, ganz naturgemäss war, so würde mit berührt und von der betreffenden sehr gewand und auffallend 
daher jedenfalls ein jetziges Vorziehen des Erstern gegen den fein. geführten Feder doch zuletzt ‘noch. ein Uebergehen zum 
Letztern nur ein mit Verlust verknüpfter Rückschritt sein. Spitzbogenstyl für nöthig, so wie eine Vereinigung des Rund- 
Ausser dieser, vom ästetischen Standpunkte aus schon be- und Spitzbogenstyl für angemessen gehalten. Ich dächte wir 
dingten Ausschliessung des Rundbogenstyls, steht derselbe, wenn hätten in letzterer Hinsicht der Mischungen in unserer bisherigen 
auch nicht gegen den geradlinigten, doch gegen den Spitzbogen- Bauweise genug, und wenn denn einmal unsere. bauliche Zu- 
styl in construktiver sowie kostenveranlassender Hinsicht im Nach- kunft keinen streng ausgeprägten "prinzipiellen Charakter haben 
theile. ‘| Bei vielen von ‚unsern baulichen Bedürfnissen ist näm- sollte, worin wenigstens zeither die münchner Schule ihre Vor- 
lich besonders auch die Ueberdeckung grösserer Räume nöthig, züge hatte, so wäre dann jedenfalls der bisherigen berliner Bau- 
was bekanntlich mit spitzbogigen Konstruktionen am billigsten richtung der Vorzug zu geben, ‚da ‘hier die Sache doch mit ei- 
erreicht‘ werden kann. ner gefälligen- einnehmenden Verzierungshülle verbunden ist. 
Demnach würde für .unsere neue Baukunst nur zwischen Zur Erreichung einer erfolgreichen Darstellung‘. des neuen 
dem geradlinigen Styl und dem Spitzbogenstyl zu ‘wählen sein. Styls sind übrigens nicht eben besondere umfangreiche Hülfs- 
Ich habe’ dieses bereits früher in die Frage: Säule, oder keine quellen nöthig. Oesterreich hätte freilich bei dem grossen Um- 
Säule 7) zu formuliren gesucht. Dem der erste Styl bedingt fange. dieses Reichs, so wie besonders bei der Zahl und dem 
in seiner organischen Ausbildung die Säule, während dagegen Reichthum seiner höhern Stände die mehrste Gelegenheit in die- 
der Letziere solche ausschliesst, sem Felde ihätig und erfolgreich sein zu können, Doch kann 
Es würde hier zu weit führen, auf das Für oder Wider das Letztere auch schon durch die Ausführung von einigen Kir- 
dieser Alternative einzugehen, da solches auch bildliche Darstel- chen, Schulen, Rathhäusern, Bahnhof- und Wohngebäuden we- 
lungen mit verlangt: Bemerkt möge nur sein, dass der gerad- sentlich erreicht werden,, wozu sich auch schon in einem klei- 
linigte Styl, seines ganzen Charakters und seiner Formbildung nern Länderkomplex geeignete Gelegenheiten darbieten, Dabei 
nach zu einem unserer wesentlichen baulichen Bedürfnisse, den jst die Ausführung dieser Gebäude an ein und demselben Orte 
kirchlichen Gebäuden, nicht passend ist, und dass überhaupt des- nicht wesentlich nöthig, wohl aber die strengste Ausführung der- 
sen Anwendung auch in andern Fällen, wie ich, es in dem vor- gelben nach ein und demselben Grundprinzipe oder Styl. Auch 
erwähnten Hefte näher. berührt habe, nachtheilige Gestaltungen brauchen nicht. eben. die gedachten Gebäude von einer ausserge- 
giebt und ebenso auch dergl. Abänderungen verlangt. wöhnlichen Grösse zu sein. Wie klein im Umfange. ist so ein 
Nach meiner Ansicht gewährt vorzugsweise nur der Spitz- "Fheseus -Tempel oder. Parthenon oder so mancher Bau-Gegen- 
bogenstyl diejenige Bildungsfähigkeit, die zu einer für uns ange- stand aus dem Mittelalter gegen so viele Gebäude aus der neuern 
mnessenen Baukunst nöthig ist 2). In der neuesten Zeit tritt für und neusten Zeit; aber ‚welcher Unterschied in ihrem eigentlichen 
diese Ansicht auch noch die Unterstützung hinzu, dass ebenfalls künstlerischen Werthe. - Während jene als Muster für ihr bauli 
vorzugsweise bei diesem Style unsere jetzt so sehr vorgeschrit- ches Prinzip dastehen, sind diese dagegen, jedes nähere ‚archi- 
tene KFisenindustrie berücksichtigt werden kann. Denn-hier kann tektonischen Werthes entbehrend, in baulicher Hinsicht der Un- 
ganz dem Prinzip gemäss, ohne Beeinträchtigung der‘ Verhält- perücksichtigung oder Vergessenheit verfallen. 
nisse von den einzelnen 'Theilen, das Schwache und Zarte,. wie Zum Schluss möge: mir erlaubt-sein, noch einige Worte für 
es das Eisen zulässt, in seiner grössten Ausdehnung in Anwen- ‚meine bisherige architektonische Produktionen beizufügen, 
Jung treten. ; Man macht meinen Arbeiten besonders den Vorwurf, dass 
- IJch habe es seit Jahren nicht. ohne Aufopferung versucht, ‚ojehe zu einfach, nicht schmuckreich und gruppirt genug gehal- 
die gedachte Ansicht: durch Darstellung von Entwürfen zu un- ten wären... Es mag in dieser Hinsicht zwischen meinen Ent- 
sern wesentlichen baulichen Bedürfnissen näher zu begründen, ürfen und denen von Architekten. die auf unsern Akademien 
Unsere deutschen Verhältnisse lassen aber überhaupt auch für gebildet sind, der Unterschied erheblich sein. Ich bin aber. des- 
den Privatmanı nur zw; ein solches. Bestreben bis zu dieser yalh. mit meinem Geschick zufrieden, dass ich hier bei meiner 
Grenze anszudehnen. Jeder weitere Versuch zu einer nähern produktiven ‘Ausbildung weder einer Akademie, noch sonst Je- 
Ausführung,‘ selbst wem sich ‚eine geeignete Gelegenheit dazu ‚anden etwas zu. danken habe. Ich würde dann wahrscheinlich 
böte, wird. dem Unternehmer, wie erst kürzlich von Wisbaden „uch oft das Unwesentliche dem Wesentlichen vorziehen, Wo- 
aus geklagt wurde, um so eher unangenehm werden, als er ei- in aber das auf unsern architektonischen Bildungsanstalten be- 
nen selbstständigen Weg gehen will. Die Sache liegt hier ganz, sonders traktirte Verzierungs- und Gruppirungs- Wesen geführt 
wenn diese erfolgreich werden soll, in der Hand der Regie- hat, beweisst. der jetzige Stand der Architektur genug.. Solche 
rungen. malerisch gehaltene, augenbestechende Produktionen können zwar 
Es muss daher auch mit besonderm Dank anerkannt werden, gem Darsteller oft für den Augenblick von Nutzen sein, die Kunst 
wenn, wie öffentliche Blätter berichten, der jetzige König von an sich wird aber dadurch eben so wenig gewinnen, als es am 
Bayern sich bemüht, die Erfindung von einer unsern Verhältnis- Ende dem Bauherrn zum Vortheil sein. wird. Die Kunst selbst 
sen angemessenen Bauweise zu unterstützen. Von demselben ist verfiel auch immer, wo das Verzierungswesen an derselben. vor- 
wohl auch, was ebenfalls Dank verdient, zu diesem Behufe die perrschend wurde, wie dieses namentlich mit dem griechischen 
von öffentlichen Blättern erwähnte Einladung der münchener Sty] unter den Römern und mit dem Spitzbogenstyl im Mittel- 
Akademie d. b. Künste zu einer Preisbewerbung für die Anferti- alter der Fall gewesen ist. Ich glaube daher auf dem richtigen 
gung eines Planes zu einer höhern Bildungsanstalt veranlasst Wege zu sein, so lange‘ man mir nicht nachweisst, dass bei 
worden. Es ist dabei im Interesse der Kunst nur zu wünschen, meinen. Entwürfen reiner Styl, Harmonie, Zweckentsprechung, 
dass die Preisrichter bei diesem Ausschreiben die Wichtigkeit sowie die praktische Seite der Ausführbarkeit selbst fehlt. 
und Tragweite ihrer endlichen Entscheidung genügend erwägen, ” Bei meinen Arbeiten selbst wurde ich besonders auch von 
In letzterer Hinsicht wurde mir besonders auch in Paris Von dem Grundsatze geleitet, dass man bei Blättern die auch als 
kompetenten Personen geklagt, dass durch den Einfluss der Ma- Vorlagen zum architektonischen Unterricht bestimmt sind, schon 
ler von Wandgemälden nur zu oft dem Rundbogenstvl der Vor- des guten Beispiels wegen, bis zur Härte im Style streng und 
einfach sein müsse. Im Leben oder der Ausführung tritt dann 
)B. z.D. e. r. B. 1ltes Heft. Jena 1847. ohnedem nur zu häufig noch von jener Ungebundenheit in der 
Hierbei kann natürlich von einer Anwendung jener Formen die der z i i vi o 
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nannten Eselsrücken u. s. W. erhielt, so kunsvollz ja wahrhaft be- 
wunderungswerth oft diese Gegenstände in ihrer Technik auch sind, zeichnen wollen, 
i i in, i eitl . 
fie wie diese. Tl M6-OMIörı 10. Nürü MO und Staligart nn 0p- Om den 28.001508, 
sicht gekommen sind, bringen ein schon heim ersten Anhlick zum Ernst Kopp. 
Rückenkebren. 
AAO 
Druck der Hofbuchdruckerei in Weimar.
	        
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