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Die gewölbten Steingalerien kommen höher zu stehen, als die
mit Holz eingedeckten, sind dagegen auch fester und dauerhafter und
weniger reparaturbedürftig. Bei der Erstellung der Galerien ist
darauf zu achten, daß man sie lang genug mache, weil sie sonst
nur mangelhaft schützen und, wenn beide Enden verschüttet sind,
nicht benutzt werden können oder doch erst dann wieder, nachdem
man die Ein- und Ausfahrt geöffnet hat. Es kam vor, daß Gale
rien derart mit Lauinenschnee überdeckt waren, daß man über die
selben hinwegfuhr, ohne es zu wissen.
Alle genannten Maßnahmen, mit Ausnahme erwähnter Bauten
längs Straßen zur Abhaltung von Schneeschlipfen, bezwecken den
Schutz gegen die Gewalt der angefahrenen Lauinen, nicht aber, das
Anbrechen der Lauinen an ihrem Ursprung zu verhindern. Man
dachte indeß schon seit geraumer Zeit auch an Maßnahmen in
letzterm Sinne.
Fettan im Unterengadin hat nach dem großen Lauinenunglück
vom Jahr 1817 am Piz Clunas horizontale Gräben anlegen lassen,
um den Schnee an den Boden zu binden und das Abrutschen zu
verhindern.
Bei der Aussteckung eines Lauinenverbaues in Raschitsch (Zernez)
traf ich ganz hoch oben im Gebirge, etwa 2260™ über Meer,
Spuren von ähnlichen Gräben, die an dortiger Stelle keinen andern
Zweck haben konnten.
Ob Andermatt, am sog. Gurschen, wurde eine 5—6™ breite
und 156™ lange Terrasse erstellt. Sie war nicht ohne Wirkung.
Das Regen-, Schnee- und Sickerwasser sammelte sich aber auf der
Terrasse in kleinen Tümpeln, denen nicht oft genug Abfluß verschafft
wurde; die untere Kante der Terrasse fing in Folge dessen an abzu
rutschen und mußte durch Mauern unterstützt werden.
Eine weitere, in dieses gleiche Gebiet gehörende Maßnahme,
das Anbrechen von Lauinen zu verhindern, ist diejenige der Erhaltung
der Waldungen und angemessene Bewirthschaftung derselben. Die