Auf der Südseite der Alpen kommen Lauinen nicht weniger häufig
als auf der Nordfeite vor. Oesterreich, Italien und, wie wir gesehen
haben, die Südschweiz besitzen solche in Menge und ebenso häufig
finden sie sich in der Fortsetzung der Alpen nach dem Mittelmeer hin,
in welche Italien und Frankreich sich theilen.
Selbst die Berge, welche sich aus dem milden Klima und der
herrlichen, südlichen Vegetation des Comersees erheben, senden ihre
Lauiuen hernieder; so fielen sehr zahlreiche im April 1879.
Machen wir von hier aus einen Abstecher von den Alpen in
die Apenninen, so kommen auch dort, wenn nicht eigentliche
Lauinen, so doch sehr bedeutende Schneeschlipfe vor. So fiel in der
Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1875 aus der Eisenbahnlinie
Bologna-Florenz eine solche Masse Schnee, daß die Züge eingestellt
werden mußten. In der Nähe der Wächterhäuser von Soretto gingen
Schneeschlipfe nieder, die den Bahnkörper auf eine Länge von 200 m
bedeckten. Ein Arbeiter wurde vom Schnee verschüttet, andere riß
der Schnee in den Reno.
Mein geehrter Collega, Herr Marchand, Chef du Service de
reboisement de l’Ardeche, schreibt mir, daß im Departement der
Basses-Alpes, Bezirk Barcelonette, durch den Wald Ca Sylve
(Gemeinde Larche-Meyronnes) an drei oder vier Stellen jährlich
Lauinen abfahren. Die durch dieselben verursachten Züge seien in
den Waldbeständen scharf abgegrenzt und enthalten nur kleines Gesträuch
und verzwergte Lärchen.
Im Jahr 1876 sei eine dieser Lauinen von ihrem gewöhnlichen
Wege abgewichen und habe 2000°^ Lärchenholz gebrochen. Häufiger
noch seien die Lauinen im Departement der Haufes-Alpes und im
Departement der Isere.
Auch die Meeralp en haben ihreLauinen, so die oberen Gegenden
des Thales der Tinee, namentlich 8. Dalmas-le-Sauvage.
Die Pyrenäen machen keine Ausnahme, auch ihre Hänge
werden von zahlreichen Lauinen durchzogen. Um's Jahr 1843 habe