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und von denen man im Winter auf den Gebirgspässen häufig über
rascht lutrb, so schießen einem die Schneekrhsialle stechend wie Nadeln
in's Gesicht, so daß man kaum mehr wagt, die Augen zu öffnen.
Der Weg ist in kurzer Zeit spurlos und stellenweise hoch verweht
und selbst von dem mit dem Berg Vertrautesten kaum mehr zu ver
folgen. Solche Schneegestöber sind es hauptsächlich, bei welchen der
Reisende sich verirrt, durch mühsames Schneewaten entkräftet wird,
sich endlich ermattet niederlegt und erfriert.
In beit Beitrügen zur nähern Kenntniß des Schweizerlandes,
von Schinz H (1788), ist gesagt, daß der Pater Lorenzo auf dem
Gotthard-Hospiz in 17 Jahren blos zwei Winter erlebt habe, in
welchen keine Erfrornen eingebracht worden seien. Man könne auf
jeden Winter 3 — 4 Personen rechnen, welche entweder in den Lauinen
oder im Schneegestöber auf dem Berge unigekommeu. Seither hat
sich der Verkehr auf diesem Paß bedeutend vermehrt und die Zahl
der Verunglückten eher zu- als abgenommen.
Die jetzt allerdings nicht mehr zahlreichen Säumer, ferner unsere
Fuhrleute und Postillone folgen in solch' verzweifelter Lage fast
blindlings ihren Pferden, die mit langgestrecktem Hals und tief
gehaltenem Kopf die Spur der festgetretenen Schlittbahn wittern und
mit dem Huf vorsichtig vorgreifen.
Kürzlich noch wurde mir von einem alten Kondukteur erzählt,
daß er einstens bei einem solchen Schneegestöber, als das „Vor-
roß einfiel", doch glaubte, es sei von der Bahn abgekommen und
daher versucht habe, dasselbe in einer andern Richtung vorgehen zu
machen. Das Vorroß sei aber nicht dazu zu bringen gewesen und
habe immer wieder in der, von ihm selbst gewählten Richtung vorzu
dringen gesucht, welche sich dann schließlich auch als die richtige
erwiesen habe.
0 Band I, S. 92.