Ein solches Jahr war dasjenige von 1875 und, um weiter
zurückzugreifen, das Jahr 1559/60. Nach der Naturchronik von
Brügger brachte letzteres solche Massen Schnee, daß im Unterengadin
manche Dächer unter seiner Last zusammenbrachen und viele gestützt
werden mußten, und dennoch habe man nichts von Lauinen gehört.
Um genaue Daten über die Höhe der einzelnen Schneesülle und
das Sichsetzen des Schnees in den Alpen zu erhalten, habe ich
genannten Herrn Caviezel in Sils - Maria (Oberengadin) ersucht,
hierüber Beobachtungen anzustellen, welche Arbeit er auf's Gefälligste
übernahm.
Zur Ermittlung der Höhe der Schneesälle, auch solcher Stationen,
welche nur die Wassermasse der einzelnen Schneefälle angeben, wurden
die Stationen Sils-Maria und St. Bernhard - Hospiz gewählt, die
erste dem östlichen, die zweite dem westlichen Theil der Schweizer
alpen angehörend, und die erste ferner eine vor Wind geschützte,
letztere demselben ausgesetzte Paßhöhenstation, beide zugleich Höhen
regionen angehörend, welche dem Höhengürtel der Bildung der
meisten Lauinen entsprechen. Ich beschränkte die Zusammenstellung
vorläufig aus die Jahrgänge 1876, 1877 und 1878; für Sils-Maria
kommt noch das Jahr 1879/80 hinzu I.
Aus dem Verhältniß der Schneehöhen dieser Stationen zu der
aus dem Schnee geschmolzenen Wassermasse wurden Reduktionszahlen
berechnet, welche in folgender Tabelle enthalten sind:
Station St. Bernhard-Hospiz.
(Länge: 0^ 19'»; Breite: 45 o 52'; Höhe: 2478“.)
Verhältnißzahl für jeden Monat der drei Jahre:
1876. 1877. 1878.
Januar 13.92 12.84 ?
Februar 12.29 11.04 ?
i) Bei den drei ersten Jahrgängen nahm ich das Kalender- und nicht das
Winterjahr, weil mir die Angaben vom Herbst 1875 und Frühling 1879 fehlten.