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2. Bewegung des Schnees, Bildung von Schneeschlipfen
und Lauinen.
In ebener Lage bewegt sich die Schneemasse nur in sich selbst
durch das Sichsetzen oder dann oberflächlich durch Verwehtwerden.
Ans schiefer Fläche und wenn das Gefüll auch nur gering ist, findet
eine seitliche Bewegung des Schnees, dem Gesetze der Schwere folgend,
statt, die einerseits vom Neigungsgrad der Grundlage und von der
Configuration, Beschaffenheit und Decke des Bodens, anderseits von
der Beschaffenheit uitb Masse des Schnees abhängig ist.
Ist der Schnee dem Boden angefroren, so kaun begreiflicherweise,
so lange dieser Zustand andauert, kein Gleiten desselben über den
Boden weg stattfinden. Ist dies nicht der Fall, sind aber die übrigen
Verhältnisse der Bewegung nicht günstig, so ist letztere nicht wahr
nehmbar, das Resultat derselben wird aber, besonders bei größeren
Schneemassen, selbst bei sehr geringem Gefüll mit der Zeit doch
sichtbar durch mehr oder weniger horizontal sich hinziehende Risse,
welche sich, ähnlich wie bei den Gletschern hauptsächlich an den
Gefällsbrüchen bilden.
Im Gebirge trifft man an Hängen, wo noch
durchaus keine eigentlichen Schneeschlipse Vorkommen,
zum Theil sehr bedeutende Felsblöcke vom Schnee
abwärts gestoßen, was man leicht an der Boden
vertiefung erkennt, welche die Rutschungen zurücklassen. Die Vertiefung
trügt dazu bei, die Bewegung des Blockes zu beschleunigen, indem
das Schnee- und Regenwasser sich in derselben ansammelt, hinter
dem Felsblock sich staut und dessen Unterlage erweicht.
Nebenstehender Holzschnitt dient zur Erläuterung des Gesagten.
Es kommt vor, daß größere Schneemassen an etwas steilen
Bergseiten sogar kleine, hölzerne, nicht sundamentirte Gebäulichkeiten,
wie Heuschober, langsam und ohne das Gebäude weiter zu beschädigen
vor sich hin stoßen.