Einen ähnlichen Druck übt der Schnee auf alle Gegenstände
aus, welche über die Oberfläche des Bodens emporragen und seiner
Bewegung im Wege stehen, namentlich auf hölzerne Zäune, Trocken-
mauern, Gebüsche und Bäume. Deßhalb werden in solchen Lagen
die todten Holzzäune jeden Herbst ausgezogen und zu Boden gelegt
und müssen dann jedes Frühjahr wieder erstellt werden.
An Gebüsch und Bäumen bewirkt der Schnee in steilen Lagen
den gekrümmten bis liegenden Wuchs, z. B. bei den Alpenerlen und
Legföhren. Bei den in ihrer Jugend schwachstämmigen Lärchen bildet
sich oft von der Wurzel weg bis in eine Höhe von 1—2™ über Boden
ein nach nuten bogenförmiger Wuchs des Stammes.
Je günstiger sich die Verhältnisse für die Bewegung des Schnees
gestalten, desto größer wird dieselbe, bis sie endlich in ein eigentliches
Rutschen, in einen Schneeschlipf übergeht, wo sich der Schnee dem Auge
sichtbar über die schiefe Flüche mehr oder weniger rasch und in
größeren oder kleineren Massen abwärts bewegt.
Damit sind wir bei den Lauinen angelangt, denn diese sind
nichts Anderes, als große Schneeschlipfe, ohne daß eine bestimmte
Grenze zwischen beiden vorhanden wäre.
In den deutschen Dialekten werden die Lauinen sehr verschieden
benannt, wie Lauana, Löuwene, Lauina, Läni, Laui, im Tyrol Löhne.
Französisch avalanche, italienisch avalanga, im tessinischen Dialekt
luvina, slavina, romanisch lavina.
Je nach der Temperatur, die am Ort des Anbruches einer Lauine
herrscht, oder von der, von dieser Temperatur abhängigen Beschaffenheit
des Schnees tritt die Lauine in verschiedener Form und Wirkung auf.
Wenn es bei kalter Witterung schneit, so ist der Schnee, lote
bereits oben gesagt wurde, feinkörnig, trocken, in sich lose und liegt
auch dem Boden nur locker auf, besonders wenn derselbe gefroren
ist. Fällt nun eine größere Masse solchen Schnees auf eine steile,
waldlose Gebirgswand, so geräth dieselbe in sich selbst, wie eine
Schicht Sand, in Bewegung und reißt die übrige Schneemasse, die