Full text: Die Lawinen der Schweizeralpen

Dasselbe beginnt mehr oder weniger vom Augenblick an, wo 
der Kegel sich gebildet, nimmt aber progressiv mit dem Annähern 
des Frühlings und Sommers zu. Es tragen dazu Sonne, Winde, 
Wasser und Boden bei. 
Die Sonne ist hiebei vom allgemeinsten Einfluß, indem sie auch 
die Wärmequelle für die genannten mitwirkenden Faktoren ist; aber 
sie schmilzt den Schnee auch unmittelbar durch ihre Lichtstrahlen, 
obwohl dieselben größtenteils zurückgeworfen werden. 
Um Gegenstände, wie dunkelgefärbte Felsen und Bäume, die aus 
dem Lauinenkegel hervorragen und die sich namentlich im Reflex der 
Sonnenstrahlen vom Schnee sehr stark erwärmen, schmilzt der Schnee 
sehr rasch weg, begreiflicherweise hauptsächlich aus der Südseite. 
Kräftiger wirken auf den Schneeschmelz der Lauinenkegel, wie 
schon oben beim Schneeschmelz gesagt, warme Winde von niedriger 
relativer Feuchtigkeit. Diese bestreichen den Kegel nicht nur an seiner 
'Oberfläche, sondern dringen in die Gewölbe ein, welche die Bäche 
sich gegraben, in die größern und kleinern Höhlungen und Sprünge 
und bis in die kleinsten Poren. 
Auch Bäche und Quellen führen Wärme mit sich, welche die 
ausgewaschenen Durchlässe immer mehr erweitert und dadurch der 
Luft von außen, in ihrer Gleichgewichtsherstellung mit der Innen- 
luft immer leichtern Zutritt verschafft. 
Warmer Regen, der oberflächlich den Lauinenkegel übergießt 
und sein Innerstes durchsickert, trägt reichlich zu raschem Zusammen 
schmelzen des Schnees bei, und selbst frischgefallener Schnee trägt 
durch fein Schmelzwasser bei, den ältern Schnee zu „fressen", (ein 
landesüblicher Ausdruck). 
Mit dem Zusammenschmelzen des Kegels zeigen sich auf dessen 
Oberfläche ganz ähnliche Erscheinungen, wie auf Gletschern. Kleinere 
Steinchen und Erdkörnchen von dunkler Farbe sinken infolge ihrer 
stärkern Erwärmung in den Schnee ein und bilden Meridianlöcher; 
größere, besonders platte Steine und Felsblöcke bilden, entsprechend
	        
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