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5125 km und eine zerstreut in Höfen und vereinzelten Wohnungen
lebende Bevölkerung von zirka 364 Seelen. Die Seitenhänge dieses
ziemlich engen Thales sind mit Weiden bis an den Fuß der Felsen
bekleidet, welche in die Gräte und Spitzen sich verlieren; die Wal
dungen sind in die tiefern Gebiete zurückgedrängt.
So reizend sich nun im Sommer diese herrlich grünen Weid
hänge mit den aromatisch kräftigen Kräutern ausnehmen, so sieht
der Bewohner des Thales im Winter und ersten Frühjahr, an
gewissen Tagen, doch angsterfüllt zu ihnen hinauf, denn an ihrem
Busen ruhen die Lauinen auf der Lauer, um das Thal zu überfallen.
Ein dort, in Rüti, wohnender Bauer, Peter Ruosch, hat eine
Chronik aller Lauinen St. Antöniens, die von 1608 bis 1876
erheblich schadenbringend gezogen find, zusammengetragen, von welcher
ich durch die gütige Vermittlung des Hrn. Regiernngsraths P. Salz
geber eine Abschrift erhielt.
Es finden sich in dieser Chronik 51 Lauinen aufgeführt. Von
diesen wurden im Ganzen 50 Personen verschüttet, von denen 43
umkamen; ferner gingen in denselben zirka 130 Stück Vieh zu
Grunde. An Gebäulichkeiten wurden zertrümmert 38 Häuser, zirka
204 größere und kleinere Ställe, 4 Sägen und 5 Brücken.
Aus den zlvei Jahren 1668 und 1827 sind weitaus am meisten
Lauinen ausgeführt, nämlich 10 aus ersterm und 8 ans letzterm.
Durch die 10 Lauinen von 1668 wurden zerstört: 1 Haus, 17 Ställe
und 6 Bargen (kleine Heuhütten); gelobtet wurden 14 Kühe, 3 Pferde,
38 Stück sonstiges Groß- und etwa 30 Stück Kleinvieh.
Im Winter 1792/93 wurden 27 Dachungen (Gebäulichkeiten)
zerstört, gelobtet aber nur 1 Ziege.
Wir wollen nun einzelne der merkwürdigsten Erzählungen dieser
Chronik über Lauinenfälle hier folgen lassen:
„Am 16. Januar (1668) hat es aus Aschüöl, auf den Bödmen,
der Negga Salzgeber die Wohnung zerstört. Die Lauine ist auch
in den Schmittenboden gekommen und hat dasselbe Haus stark besetzt