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Dritter Abschnitt. §. ß.
l ) Pogg. Ann. 85 p. 160.
von der schwächsten Stromstärke ab Sättigung auftrat. Die beim Versuch
erhaltenen Resultate stimmen mit der angestellten Rechnung in dem Grade
genau überein, dass man für den vorliegenden Fall in die Richtigkeit der
Annahme keinen Zweifel setzen kann. „Es scheint hiernach,“ sagt Weber,
„die Drehbarkeit der Eisenmoleküle ausser Zweifel gesetzt, und da man diese
Eisenmoleküle nach Ampère als die Träger von Molekularströmen
betrachten kann, so ist dadurch eine vollständige Uebereinstimmung aller
magnetischen Erscheinungen mit der Theorie der Molekularströme bewiesen.“
8. Wenn nun also einerseits die empirisch nachgewiesene Sättigung
im weichen Eisen die Theorie bestätigt, dass die elektrischen Fluida in den
Molekülen Constant geschieden sind, und dass die Magnetisirung durch
Drehung der Molekularmagnete oder der Molekularströme hervorgebracht
werde; so kann man andererseits, wenn man die Theorie aus andern Daten
als feststehend ansieht, aus dieser auch die Nothwendigkeit des Sättigungs
zustandes herleiten.
Obgleich nun aus allen diesen Darlegungen der Müller’sche Satz als
unzweifelhaft folgt, so sind dessenungeachtet die Untersuchungen von Buff
und Z am min er von grosser Wichtigkeit. Aus ihnen ersieht man, dass
die von Lenz und Jakobi aufgestellten Gesetze durchaus nicht als werth
los betrachtet werden dürfen, sondern dass sie in den meisten zur Anwen
dung kommenden Fällen ihre volle Geltung behalten. Dies wird bestätigt
durch die Beobaòhtung Koosen’s, welcher bei Anwendung eines äusserst
starken Stromes mit einem 1" dicken Magneten noch keine Spur von
Sättigung in demselben entdeckt hat. Er sagt: 1 )
„Ich habe in dieser Beziehung einen aus sehr weichem Eisen geschmie
deten Stab von 1 Zoll Durchmesser untersucht und weder bei sehr starken
Strömen, noch hei sehr schwachen, deren Werth an meiner Tangentenbussole
von 10° bis 60 ü variirte, die geringste dauernde Abweichung der Nadel
bemerken können.“
Meine eigenen Beobachtungen haben, wie schon früher bemerkt, das
selbe gelehrt. Selbst die von mir angestellten Untersuchungen mit zoll
dicken Hufeisenmagneten, in denen doch eine noch viel grössere Quantität
Magnetismus entwickelt wird, haben niemals Sättigung gezeigt; woraus denn
hervorgeht, dass schon ganz besonders abnorme Verhältnisse vorhanden
sein müssen, wenn das Lenz- und Jakobi’sche Gesetz an so starken Stäben
getrübt werden soll.