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Vierter Abschnitt. §. 5.
unmittelbar berührt, sondern in Entfernung von demselben, etwa durch
einen zwischen die beiden Berührungsflächen gelegten, für den Magnetismus
indifferenten Körper, gehalten wird.
Es ist nöthig diesen Fall der Kraftäusserung eines Magneten von
demjenigen zu trennen, wenn unmittelbare Berührung zwischen beiden
Flächen stattfindet; weil dieser zweite Fall, wo wir die Kraftäusserung
Tragkraft nennen, anderen Gesetzen folgt als der erstere.
Bei der Prüfung des freien Magnetismus eines Elektromagneten stellt
man dem Magnetpole eine Magnetnadel, d. h. einen unveränderlichen Stahl
magneten gegenüber. Durch die Einwirkung des Elektromagneten wird
dieselbe aus ihrer Richtung abgelenkt, welche Ablenkung das Resultat der
constanten magnetischen Intensitäten beider Magnete ist. Bringt man da
gegen ein Stück weiches Eisen in die Nähe des Elektromagneten, so macht dieser
jenes ebenfalls zum Magneten, indem die in ihm gerichteten Molekularströme
die des weichen Eisens sich parallel richten, und es findet in Folge dieser
Einwirkung Anziehung statt. Hält man nun das Stück weichen Eisens, den
Anker, in einer bestimmten Entfernung von dem Magnetpole und erhöht
die Stromstärke in dem den Eisenkern erregenden Spiraldrahte, so wird
zunächst der Magnetismus des Eisenkernes diesem Strome proportional ver
stärkt und aus diesem Grunde der Anker mit grösserer Kraft angezogen.
Der verstärkte Magnetismus des Elektromagneten erhöht nun aber auch,
sich selber proportional, den Magnetismus des Ankers, aus welchem
Grunde dann wieder die Anziehung dieser Verstärkung proportional wachsen
muss. Hieraus folgt, dass die Anziehung dem Quadrate des Stromes pro
portional ist.
Eine einfache Betrachtung lehrt aus dem Vorhergehenden das Gesetz
kennen, welches für zwei sich anziehende Magnete gilt. Nennen wir die
Stromstärke, welche den einen Magneten magnetisirt, a, und den Magne
tismus, den diese in beiden einander genäherten Eisenstäben erregt, «,
nennen wir ferner die Stromstärke, die die Spiralen des andern Eisenstabes
durchfliesst b, und den durch diese ebenfalls in beiden Stäben erregten
Magnetismus ß, so hat jedes Molekül eines jeden der beiden Stäbe die
magnetische Intensität a + ß, und da nun ein jedes Moleküle des einen
Magneten, ein jedes des anderen anzieht, so muss die Anziehung (a -f ß)' z
sein. Da nun aber der erregte Magnetismus den erregenden Stromstärken
proportional ist, so muss die Anziehung zweier Magnete dem
Quadrat der Summe der Ströme in beiden Magneten propor
tional sein.