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Vierter Abschnitt. §. 7.
geschah, je mehr der Strom gesteigert wurde, bis sie bei fortgesetzter Ver
stärkung sich wieder nach Null zurückwandte.
Diese Erscheinung ist dieselbe, welcher Lenz in dem vorn Angeführ
ten Erwähnung thut, indem er sagt, dass, wenn die Ströme schwach sind,
der Magnetismus etwas schneller als die Stromstärke wachse. Er sucht
den Grund in einer Fehlerquelle, welche durch die angewandten Apparate
hervorgerufen wird.
3. Sollte diese Voraussetzung richtig sein, so musste sich dieselbe
Erscheinung in einem Falle zeigen, wo sicher hei beiden Wirkungen auf die
Nadel absolute Proportionalität vorhanden ist. Dies findet aber statt, wenn
man die Nadel nicht durch den in der Nähe befindlichen Elektromagneten,
sondern durch die ihn erregende galvanische Spirale allein auf Null bringt.
Ich entfernte daher den Eisenkern und näherte die galvanische Spirale so
lange der Nadel, bis sie auf Null stand. 'Wurde jetzt der Strom gesteigert,
so wuchs derselbe natürlich in den Spiralwindungen durchaus der Ablen
kung durch den Strom in dem Bussolenringe proportional. Hätte sich jetzt
dieselbe Abweichung der Nadel, wie früher bei dem Eisenkerne gezeigt, so
wäre der Grund in den fehlerhaften Instrumenten zu suchen; allein in die
sem Falle blieb die Nadel absolut auf Null stehen, und daraus geht hervor,
dass nur der Eisenkern die Ursache der unerwarteten Abnormität sein
kann.
Ich wiederholte nun die Versuche mit verschiedenen Magnetkernen
und fand in manchen Fällen eine Abweichung der Nadel nach der Seite,
nach welcher der Magnet zog, in andern aber auch nach der entgegen
gesetzten Seite, je nachdem der Versuch modificirt wurde. Vor Allem
stellte sich heraus, dass die Abweichung zu Gunsten des Magneten um so
grösser war, mit je schwächerem Strome die Versuchsreihe begann. Wenn
ich bemerke, dass bei einem Strome von 1°, 2° oder 3° zu Anfang des
Experimentes die Abweichung viel beträchtlicher war und wohl bis zu 7°
oder 8° zu Gunsten des Magneten ab wich, während, wenn mit 8° — 10°
begonnen wurde, sich vielleicht nur eine Abweichung von V2 0 bis l 1 /^ 0 in
demselben Sinne zeigt; so liegt darin schon eine Erklärung, weshalb früher
diese Erscheinung von Koosen nicht recht beobachtet wurde, weil ja von
ihm, wie auch bei den wenigen von mir angestellten Versuchen, immer mit
grösseren Stromstärken operirt ward.
4. Nach diesen Versuchen, sowie auch nach neuerdings von Wiede
mann mitgetheilten Beobachtungen 1 ) zeigt also ein Eisenstab bei schwachem
*) Verhandlungen der naturf. Ges. in Basel, II. Heft 2, 1859; siehe Abschnitt IX.