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Erster Abschnitt. §. 1.
elektromagnetischen Meridians vorhanden sei, der auf der Elektricität der
Erde beruhe und im rechten Winkel zu den magnetischen Polen stehe.*)
Dein Grafen Beccaria fiel bei seinen Versuchen (1777) über die
Natur des magnetischen Einflusses der Elektricität die Thatsache auf, dass
eine Compassnadel, durch die er einen elektrischen Schlag sandte, statt sich
von Norden nach Süden zu drehen, sich von Westen nach Osten stellte.
Diese Beobachtung steht unter allen der Thatsache am nächsten, deren Ent
decker ein halbes Jahrhundert später Oersted wurde.
2. Im Jahre 1818 erschien von Oersted ein Werk über die Gleich
heit der Natur der chemischen und elektrischen Kräfte, in welchem er Ver
muthungen über die gegenseitigen Beziehungen ausspricht, welche zwischen
den elektrischen, galvanischen und magnetischen Flüssigkeiten vorhanden
sei. Erst 6 Jahre nach dem Erscheinen dieses Werkes beobachtete Oer
sted in einer Vorlesung im Winter 1819 bis 1820, dass ein die beiden Pole
einer Voltaischen Batterie verbindender Platindraht die Magnetnadel aus
ihrer Bulielage ablenkte. Er veröffentlichte diese Entdeckung in einem
Werke unter dem Titel: „Experimenta circa efficaciam conflictus electrici in
acum magneticam,“ dessen Uebersetzung sich in Gilbert’s Annalen 66
p. 295 findet. Der erste Bericht, welcher über seine Entdeckung in Eng
land erschien, lautete folgendermassen: 2 )
„Die zwei Pole einer starken Voltaischen Batterie wurden durch einen
Metalldraht verbunden, so dass sie eine vollständige galvanische Kette bil
deten. Der Draht, welcher dazu dient, ist von Oersted der Schliessungs
oder Vereinigungsdraht genannt worden, und er bezeichnet die Wirkung, die
in diesem Leiter und in dem umgebenden Baume beim Durchgänge der
Elektricität stattfindet, mit dem Namen elektrischer Conflict, weil er
die Vorstellung hegt, es finde sich ein fortwährender Zusammenstoss und
Neutralisation der zwei Arten elektrischer Flüssigkeiten, während sie in ent
gegengesetzten Strömungen in der Vorrichtung umliefen. Alsdann nahm er
eine Compassnadel, brachte sie auf ihrem Zapfen in gehöriges Gleichgewicht,
liess sie die natürliche Lage im magnetischen Meridian annehmen und legte
einen geraden Theil des Vereinigungsdrahtes horizontal über die Nadel und
in paralleler Dichtung mit derselben. Er vervollständigte alsdann die gal
vanische Kette, so dass der Strom durch den Draht ging. Im Augenblicke,
wo dies geschah, veränderte die Nadel ihre Stellung; ihre Enden wichen von
Norden und Süden nach Osten und Westen ab, je nach der Dichtung, worin
der elektrische Strom floss, so dass die Umkehrung der Dichtung des
*) Elektromagnetismus von Roget p. 8. 2 ) Roget p. 9.