Die Magnetisirungsmethoden.
363
§• 2,
Die Magnetisirungsmethoden.
1. Der remanente wie der temporäre Magnetismus haben ihr Maxi
mum, allein das erstere wird früher erreicht, als das des letzteren. Während
der im weichen Eisen durch verschiedene Stromstärken gesteigerte Magne
tismus bei einem einigermassen dicken Stabe lange Zeit dem erregenden
Strome proportional wächst, ohne dass man eine Sättigung bemerken kann,
zeigt der remanente Magnetismus gleich vom Anfänge nicht diese Proportio
nalität, sondern er wächst sogleich in geringerem Yerhältniss als der
erregende Strom, oder eine andere angewandte magnetisirende Kraft, und
während man beim Elektromagnetismus nur bei sehr dünnen Stäben einen
Zustand hat erreichen können, welcher der absoluten Sättigung so nahe
liegt, dass man ihn dafür nehmen kann, wird dieser Zustand beim Stahl
magneten so früh erreicht, dass man immer von der absoluten Sättigung
eines solchen Magneten spricht. Hier ist jedoch wohl zu beachten, dass
von der Sättigung des Elektromagneten nur während der Dauer der magne-
tisirenden Kraft die Rede ist, während beim Stahlmagneten die Sättigung
nach Aufhören des magnetisirenden Einflusses gemeint wird. Unter dem
Einflüsse der magnetisirenden Kraft hat auch der Stahlmagnet grössere
Kraft als nach demselben; allein wegen seiner grösseren Coercitivkraft hält
er in demselben Maasse mehr Magnetismus fest, als er während der Magne-
tisirung weniger aufnimmt, als der Elektromagnet.
Wir haben schon vorn bemerkt, dass der remanente Magnetismus in
um so höherem Maasse vorhanden sein muss, je grösser die magnetisirende
Kraft ist, da ja nach den jetzt herrschenden Ansichten durch das Magneti
smen die durch die Coercitivkraft in ihrer Ruhe gehaltenen Moleküle um so
mehr aus derselben gebracht werden müssen, je stärker die angewandte
Kraft ist.
Alle Magnetisirungsmethoden haben also den Zweck, die Coercitivkraft
zu überwinden, indem die Moleküle gerichtet werden.
2. Man kann sämmtliche Magnetisirungsmethoden in zwei Arten
scheiden, nämlich in solche, nach welchen die Moleküle einfach gerichtet
werden und in solche, nach welchen vor dem Richten der Moleküle dieselben
nach der entgegengesetzten Richtung gekehrt worden. Die letzteren sind die
Methoden des Streichens, die ersteren alle übrigen. Als eine dritte Art
muss man dann die Yereinigung beider ansehen.
Bringt man einen gehärteten Stahlstab zwischen die Pole eines Huf
eisenmagneten, so erhält er selbst remanenten Magnetismus, er wird