Die Magnetisirungsmethoden.
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Waage abändert, so bringt sie auch an anderen Messinstrumenten, bei
denen ein Magnet thätig ist, sehr beachtenswerte Aenderungen hervor.
So hat Poggendorf an einem Multiplicator beobachtet, dass die astatische
Nadel desselben bedeutend abgelenkt wird, wenn durch dessen Windungen
ein elektrischer Strom von schnell wechselnder Richtung geführt wird, und
die Nadel vor Beginn dieses Stromes schon eine Neigung von etwa
10° gegen die Richtung der Windungen hatte. Poggendorf nennt diese
Erscheinung die der doppelsinnigen Ablenkung und findet ihre
Ursache ebenfalls in der genannten Magnetisirung der Multiplicatornadeln
durch den Strom. 1 )
Hatte nämlich die Nadel vor Beginn eines durch die Multiplicator- ■
Windungen gesandten alternirenden Stromes die genannte Neigung von etwa
10° gegen dieselben, so wich sie bis auf 90° ab, sobald der Anker eines
magneto-elektrischen Rotationsapparates in Bewegung gesetzt wurde.' War
die Bewegung dieses Ankers so schnell, dass die Anzahl der Umdrehungen
etwa 14 in der Sekunde überstieg, so hörten auch vorher noch vorhandene
kleine Schwankungen der Nadel auf, die Nadel blieb ruhig auf 90° ab
gelenkt. Hierbei war es gleichgültig, nach welcher Richtung der Anker
gedreht wurde, d. h. in welcher Aufeinanderfolge die alternirenden Ströme
eintraten, die Nadel wich immer nach der Seite ab, nach der die ursprüng
liche Abweichung vorhanden war; jedoch zeigte sich keine Ablenkung,
sobald die Nadel beim Beginn der Ströme auf 0°, d. h. parallel mit den
Windungen des Multiplicatordrahtes stand.
Nach den vorn angeführten Beobachtungen ruft ein Strom, welcher
einen Stahlmagneten umkreist, temporären Magnetismus in demselben her
vor, er muss dies also auch in dem Nadelpaare des Multiplicators tliun,
jedoch muss dasselbe schon vor dem Strome eine Neigung gegen die
Windungen haben, da ja sonst die Wirkung nach beiden Seiten hin gleich-
werthig ist. Dieser temporäre Magnetismus verstärkt und schwächt aber
die Kraft der Nadeln in dem Sinne, dass sie von dem jedesmaligen Strome
auf der Seite gehalten werden, nach der sie bei der ersten Ablenkung
geführt wurden. Dass aber diese erste Ablenkung von der ursprünglichen
Stellung abhängig ist, davon, sagt Poggendorff, kann man sich durch
einen einfachen Yersuch auf eine recht schlagende Weise überzeugen: 2 )
„Man nehme eine etwas kräftige einfache Yolta’sche Kette und leite
deren Strom durch einen Multiplicator. Die Nadel wird um 90° abgelenkt
werden, z. B. ihr oberer Nordpol nach der Rechten. Nun suche man,
’) Pogg. Ann. 45 pag. 353.
Dub, Elektromagnetismus.
! ) Pogg. Ann. 45 pag. 365.
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