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Zwölfter Abschnitt. §. 2.
beharrlichen Magnete entstehen durch solches Eisen, dessen Moleküle nur
schwer beweglich sind, und die daher nicht vollständig in ihre Ruhelage
zurückkehren, sobald die Kraft zu wirken aufhört, welche sie aus derselben
heraus bewegte. Eisen dieser Art ist der harte Stahl. Magnetisirter harter
Stahl wird daher nicht wieder unmagnetisch, sobald die magnetisirende
Kraft nicht mehr wirkt. Allein die magnetisirende Kraft macht auch aus
demselben Grunde den harten Stahl nicht in so hohem Grade magnetisch
als das weiche Eisen. Beim weichen Eisen sind die Molekularmagnete
leicht beweglich und kehren daher in ihre frühere Lage zurück, sobald der
von aussen wirkende Einfluss aufhört.
Da es kein Eisen giebt, in welchem die Theilchen absolut in ihre
ursprüngliche Lage zurückkehrten, so giebt es auch keine veränderlichen
Magnete, die nach der Magnetisirung ihren Magnetismus wieder vollständig
verlören. Den nach dem Aufhören der magnetisirenden Kraft in dem
Eisen zurückbleibenden Theil des Magnetismus nennen wir remanenten
Magnetismus.
§• 2.
Elektromagnetismus und Induction.
1. Der Elektromagnet. Der galvanische Strom übtauf einen
Magneten denselben Einfluss wie ein ihm genäherter anderer Magnet, inso
fern er ebenfalls den Magneten richtet, und zwar so, dass, wenn er gerad
linig ist, er ihn senkrecht auf die Ebene zu stellen strebt, welche durch ihn
und den Mittelpunkt des Magneten gelegt ist. Hieraus ergiebt sich, dass ein
Kreisstrom ein in seiner Axe befindliches magnetisches Molekül senkrecht
auf die durch den Strom gelegte Ebene zu stellen strebt. Man kann daher
einen galvanischen Strom als Magnetisirungsmittel für einen Eisenstab
benutzen. Ein Eisenstab wird natürlich um so stärker magnetisch, je häufiger
man dieselbe Stromesrichtung auf ihn wirken lässt. Dies geschieht in der
Weise, dass man einen durch Bespinnung isolirten Draht oft um den zu
magnetisirenden Eisenstab herumwindet. Eine solche Vorrichtung, beste
hend aus einem Eisenstabe, umwunden mit einer den galvanischen Strom
leitenden Substanz, nennt man einen Elektromagneten.
2. Induction. Wie der Strom einen bewegenden Einfluss auf einen
Magneten übt, so übt andererseits ein bewegter Magnet auch einen Einfluss
auf einen galvanischen Leiter aus, indem er einen Strom in demselben her