Grundzüge der Theorie der magnetischen Induktion.
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der Magnetisirung, überhaupt einen endlichen Werth
aufweist 1 )
Die Totalinduktion verhält sich also in Bezug auf ihre Grenz
bedingungen gerade umgekehrt wie die Totalintensität [Satz II, § 56].
§ 59. Praktische Näherungsregel. In einer grossen Anzahl
von praktisch vorkommenden Fällen erreicht, wie schon oben
(§ 11) angegeben wurde, fyt nur wenige Hundert C. G. S.-Einheiten,
und es ist dann bei allen bisher bekannten ferromagnetischen
Substanzen mit grosser Annäherung
zu setzen, so dass die Magnetisirung in diesem Falle ebenfalls als
merklich solenoidal betrachtet werden kann, da sie sich von der
Totalinduktion nur noch durch einen Zahlenfaktor unterscheidet
[Satz VI, § 43].
Die Konvergenz der Magnetisirung ist dann unmerklich, und
die Fernwirkung geht fast ausschliesslich von den auf der Ober
fläche des Körpers hegenden Endelementen aus. Dagegen ist der
andere extreme Grenzfall der, dass und damit ¿pt unendlich
gross wird; diesem Falle kann man sich selbstverständlich experi
mentell nur mehr oder weniger nähern, ihn aber im allgemeinen
durchaus nicht erreichen. Nach dem oben angeführten Kirch-
hoff’schen Satze III (§ 57) ist im Grenzfalle die Magnetisirung im
allgemeinen weder lamellar, noch solenoidal, schon deswegen, weil
sie überall den gleichen Sättigungswerth zu erreichen strebt ohne
jedoch zugleich in allen Punkten auch nach derselben Richtung
orieiltirt zu werden, wie es für eine gleichförmige Vertheilung
(§ 43) erforderlich wäre; die Magnetisirung bleibt aber nach wie
vor komplex-lamellar vertheilt, wie im Vorhergehenden (§ 57) völlig
allgemein bewiesen wurde.
§ 60. Stromdurchflossenes Ferromagnetikum. Der Fall, dass
das Ferromagnetikum selbst von elektrischen Strömen durchflossen
wird, wurde bisher ausdrücklich von der Betrachtung ausgeschlossen;
1) Dieser Satz bildet die theoretische Grundlage eines vom Ver
fasser benutzten magnetooptischen Messverfahrens (Phil. Mag. [5] 29,
p. 293,1890). Siehe Ewing, Magn. Induktion u. s. w. Kap. VII. Berlin 1892.