170
II. Theil. Anwendungen.
Ebenso wie die Magnetisirung einen Zwangszustand im Ferro-
magnetikum zur Folge hat, übt auch umgekehrt ein durch äussere
Kräfte erzeugter Zwangszustand einen Einfluss auf die Magneti
sirung 1 ), welche bereits vorhanden ist. Indessen ist diese Wirkung
eine verhältnismässig geringe, sodass die ihr zuzuschreibenden
Fehler wegen der schwachen äusseren Kräfte, welche bei Abreiss
versuchen in’s Spiel treten, den übrigen, im Vorhergehenden er
wähnten, Fehlerquellen gegenüber vernachlässigbar sein dürften.
§ 108. Versuche Bosanquet’s. Bidwell hat a. a. 0. auch
einige Messungen an durchschnittenen Stäben beschrieben, jedoch
auch in diesem Falle die Induktion nicht be
stimmt. Fast gleichzeitig wurde von Bosan-
quet 2 ) dieser Fall messend verfolgt. Seine
Versuchsanordnung ist in Fig. 27 abgebildet.
Der kreiscylindrische Eisenkern bestand aus
zwei Stücken von je 20 cm Länge und 0,526 cm
Durchmesser; um jede Hälfte war eine Spule
von 1096 Windungen festgewickelt. Der obere
Elektromagnet war starr auf einem Tische
befestigt, während der untere mitsamt seiner
Spule zwischen zwei Messingführungen mög
lichst reibungslos auf und ab bewegt werden
konnte; die Stirnflächen waren aufeinander
geschliffen. Der untere Elektromagnet trug
eine Schale, 'welche zur Aufnahme der Ge-
Fig. 27. wichte bestimmt war; das todte Gewicht wurde
dabei in der aus Fig. 27 ersichtlichen Weise im
Gleichgewicht gehalten, sodass die in die Schale zuzusetzenden
Gewichte ohne weiteres das Maass für die magnetische Tragkraft
bildeten. In der Nähe des Schnitts befand sich eine kleine Sekun
därspule, mittels derer die Induktion gemessen werden konnte,
indem man den Primärstrom kommutirte. Es wurden Gewichte
zugesetzt, bis der untere Elektromagnet abriss und einige mm
weit auf eine Arretirung herabfiel.
1) Für die Einzelheiten dieser Erscheinung verweisen wir auf
Ewing, magnetische Induktion in Eisen und verwandten Metallen
(Kap. IX), übers. Berlin 1892.
2) Bosanquet, Phil. Mag. [5] 22, p. 535, 1886.