184
II. Theil. Anwendungen.
das magnetische Moment dem Widerstande des Kreises umgekehrt
proportional ist. Es führt diese Betrachtung daher zur Einführung
der Begriffe »magnetischer Vertheilungswiderstand« und »magne
tische Leitungsfähigkeit« des Raumes und der magnetischen Körper.
Es kann hiernach in einer Eisenstange durch einen sie umkreisen
den elektrischen Strom nur so viel Magnetismus erzeugt werden,
als durch den die Eisenstange umgebenden Raum von einem zum
andern Pole fortgeleitet oder gebunden werden kann. Meine Ver
suche haben diese Anschauung bestätigt, und es hat sich bei ihnen
ergeben, dass die magnetische Leitungsfähigkeit des weichen Eisens
annähernd 500 Mal so gross ist, wie die der nichtmagnetischen
Materie und des leeren Raumes.«
»Es kann hiernach bei der Konstruktion elektromagnetischer
Maschinen zur Ermittelung der zweckmässigsten Dimensionen das
Ohm’sehe Gesetz zur Anwendung gebracht werden, was dem
Elektrotechniker in vielen Fällen von Nutzen sein wird. Der von
mir, soviel ich weiss, zuerst eingeführte Begriff der magnetischen
Leitungsfähigkeit ist inzwischen in technischen Arbeiten vielfach
benutzt und weiter entwickelt — freilich ohne auf meinen Vor
gang Bezug zu nehmen«. 1 )
Was letzteren Passus anbelangt, so muss es dem Leser über
lassen bleiben, sich über die relativen Verdienste der betheiligten
Forscher ein Urtheil zu bilden. Die betreffende wissenschaftliche
Epoche hegt für eine historisch-kritische Behandlung zu nahe, so
dass wir uns hier darauf beschränken müssen, einen möglichst
objektiven Überblick über die einschlägige Literatur zu geben.
Zur nähern Erläuterung des obigen, in gemeinverständlichem
Tone gehaltenen Citats fügen wir noch folgende Erklärung hinzu
und verweisen im übrigen auf die citirte Originalabhandlung.
Als allgemeines Gesetz wird folgendes aufgesteht (a. a. 0. p. 95):
Die »Stärke des Magnetismus« [b] ist gleich der »Summe der
magnetisirenden Kräfte« [e] dividirt durch die »Summe der ihnen
entgegenstehenden Widerstände« [i] (vergl. §§ 119 und 124).
Statt [b] ist in unserer Benennungsweise zu lesen: Induktions
fluss; statt [e[: Linienintegral der magnetischen Intensität, [i] wird
(a. a. 0. p. 98) proportional der Länge, und umgekehrt proportional
dem Querschnitt und der magnetischen Leitfähigkeit des Eisens
1) W. v. Siemens, Lebenserinnerungen, p. 314. Berlin 1892.