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II. Theil. Anwendungen.
und multipliciren wir beide Seiten mit S/L, so kommt nach einer
einfachen Umformung
Führen wir jetzt die oben definirteli Grössen ein, so wird
(I) ® = MV=^.
A
Diese Gleichung besagt:
I. Der Induktionsfluss ist gleich der magneto
motorischen Kraft multiplicirt in die magnetische
Leitfähigkeit, bezw. dividirt durch den magnetischen
Widerstand.
§ 120. Das Ohm’sche Gesetz. Dieser Satz lautet in der an
geführten Fassung dem Ohm’schen Gesetz ähnlich, ist aber in
Wirklichkeit gerade in dem Kernpunkte davon verschieden, wie
alsbald ausführlich dargelegt werden soll. Es muss daher als un
wissenschaftlich bezeichnet werden, die Übertragung des Ohm’schen
Gesetzes auf elektromagnetisches Gebiet ohne iveiteres vorzunehmen,
wie es vielfach geschehen ist. Eine solche Übertragung bietet zwar
gewisse praktische Vorzüge, indem sie gestattet, einige uns geläufige
Vorstellungen beizubehalten, welche sich an das Ohm’sche Gesetz
knüpfen ; indessen ist dies selbstverständlich keine genügende
Begründung für ihre unbedingte Zulässigkeit, welche namentlich
aus folgenden Gründen nicht zugegeben werden kann.
Die Quintessenz des Ohm’schen Gesetzes ist die Konstanz
des elektrischen Widerstandes, d. h. seine vollkommene Unab
hängigkeit von der Stromstärke; bekanntlich hängt jene Grösse
nur von der Beschaffenheit des Leiters, seiner Temperatur 1 ) und
1) Dass die Temperatur unter Umständen durch die entwickelte
Stromwärme erhöht wird und dadurch mittelbar der Widerstand von der
Stromstärke abhängig werden kann, ist ganz nebensächlich und kann
durch geeignete Anwendung von Eisbädern u. dgl. verhindert werden.
Die Temperatur ist durch den Strom durchaus nicht eindeutig bestimmt;
sie ist keine Funktion desselben, sondern vielmehr als eine unabhängig
Variabele zu betrachten. Diese übrigens auf der Hand liegende Bemerkung
wird hier eingeschaltet, da von einigen Seiten aus der Erhitzung durch
StromWärme entgegengesetzte Schlüsse gezogen worden sind.