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II. Theil. Anwendungen.
dieser Hinsicht grosse Bedeutung zukommt; sie vereinigt Schärfe
mit Kürze und Eleganz; wesentliche Einwände lassen sich kaum
gegen sie erheben. In der oben citirten Hopkinson’sehen Ab
handlung wird man vergeblich die Ausdrücke »magnetomotorische
Kraft« und »Widerstand«, geschweige denn irgendwelche Bezugnahme
auf ein dem 0 h m ! sehen nachgebildetes Gesetz suchen. Freilich ist
dort der durch ersteren Ausdruck bezeichnete Begriff, das Linien*
integral der Intensität, als Hauptvariabele neben dem Induktions
fluss eingeführt; infolgedessen lässt sich die Hopkinson’sehe
Gleichung auch ohne Weiteres in eine Reihe von Gliedern um
formen, deren jedes die Gestalt der Gleichung (I) C§ 119) hat, wie
wir später (§ 131) zeigen werden.
Übrigens sei nochmals hervorgehoben, dass es an und für
sich durchaus statthaft ist, wenn es auch keinen besondern wissen
schaftlichen Werth hat, die magnetomotorische Kraft durch den
Induktionsfluss zu dividiren und den Quotienten den magnetischen
Widerstand zu nennen, bezw. dessen Reciprokes als magnetische
Leitfähigkeit einzuführen. Es soll auch die Anschaulichkeit, welche
durch die Einführung dieser beiden Grössen gewonnen wird,
durchaus nicht geleugnet werden; wir werden uns davon in den
folgenden Kapiteln noch wiederholt überzeugen können. Der
Fehlschluss tritt eben, wie gesagt, erst dann auf, wenn man
den so definirteli magnetischen Widerstand, welcher von der
Intensität bezw. der Induktion in der willkürlichsten Weise ab
hängt, nun ohne weiteres dem elektrischen Widerstande assi
milili. l ), dessen wesentliche Haupteigenschaft gerade die absolute
Konstanz ist.
1) Die nicht zu leugnende formelle, rein oberflächliche Analogie der
beiden Begriffe, neben welcher ein so fundamentaler Unterschied in den
Eigenschaften einhergeht, kommt in den, von den meisten britischen
Autoren adoptirten verschiedenen Bezeichnungen »electric resistance« und
»magnetic reluctance« einigermaassen zum Ausdruck. Leider lassen sich
dafür schwerlich zwei genau entsprechende Ausdrücke finden, und muss
in beiden Fällen dasselbe Wort »Widerstand« benutzt werden, wobei
man sich den Unterschied stillschweigend hinzuzudenken hat. Überhaupt
lässt sich die ebenso klare wie begrifflich scharf getrennte englische
Nomenklatur: »electric resistance, resistivity; conductance, conductivity« ;
dagegen «magnetic reluctance, reluctivity; permeance, permeability« (vgl.
§ 119) schwerlich ohne Sprachverstümmelung nachahmen.