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II. Theil. Anwendungen.
ein sich selbst überlassener, ungeschlossener permanenter Magnet
sich gewissermaassen in labilem Gleichgewichtszustände befindet,
indem die Magnetisirung sich trotz der allein wirkenden selbst-
entmagnetisirenden Intensität erhalten muss. Jenem Zustande
wirken nun namentlich die auf die Dauer unvermeidlichen anti-
hysteretischen Erschütterungen und Temperaturerhöhungen ent
gegen (§ 148, die Wirkung der letzteren wird durch etwa erfolgende
Wiederabkühlungen nicht immer ganz aufgehoben); und zwar cet.
par. in um so höherem Maasse, je grösser die entmagnetisirende.
Wirkung, d. h. also erstens der Magnetisirungswerth selbst, zweitens
der Entmagnetisirungsfaktor N von vorneherein ist.
Nach alledem bedarf es keiner weiteren Erläuterungen, dass
erstens die Gestalt so zu wählen ist, dass die entmagnetisirende
Tendenz möglichst gering bleibe; man benutzt daher niemals
kurze, gedrungene Formen, sondern stets langgestreckte. Falls der
Magnet nicht Fernwirkungszwecken dienen soll, ist es noch besser,
ihn zu einem Kreise mit möglichst engem Interferrikum zusammen
zubiegen; hierauf beruhen die längst bekannten Vorzüge der Huf
eisenmagnete, sowie die bekannte Regel, dass ein solcher stets mit
anhegendem »Anker« bezw., dass Stabmagnete stets paarweise
zwischen zwei Ankern zu verwahren sind. Wir werden weiter
unten (§ 197) ein »permanentes Feldetalon« beschreiben, welches
obigen Grundsätzen gemäss konstruirt ist. Eine ausgedehnte
Verbreitung haben die sog. »Lamellenmagnete« nach Jamin
gefunden, welche aus einer Anzahl Stahlbändern zusammen
gesetzt sind; die Enden sind meist so gebildet, dass die mittlere
Lamelle hervorragt, während die übrigen treppenförmig zurück
stehen ; hierdurch wird die gegenseitige Entmagnetisirung erfahrungs-
mässig eine geringere.
Was zweitens das Material betrifft, so ist, sofern es sich um
die Erreichung hoher Werthe der permanenten Magnetisirung
handelt, eine Stahlsorte zu wählen, deren Hysteresisschleife nach
der, der gewählten Gestalt entsprechenden, Scheerung eine möglichst
hohe Retentionsfähigkeit im Sinne des § 149 ergibt. Wird hin
gegen das Hauptgewicht auf Konstanz gelegt, so folgt aus dem
Obigen, dass man sich im Interesse einer geringeren Entmagneti
sirung besser mit einem schwächeren Magnet begnügt; diese Be
hauptung wird auch durch die Erfahrung bestätigt. In diesem
Falle kommt es weniger auf Retentionsfähigkeit als auf hohe