Elektromagnete, Transformatoren.
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genügt. Dieser Zustand ist zwar bei jedem Transformator anzu
streben; ein gleichmässiges Durcheinanderwickeln der primären
und sekundären Windungen ist jedoch nicht thunlicli, da alsdann
die gegenseitige elektrostatische Kapacität eine unzulässige Höhe
erreicht, und eine genügende Isolation undurchführbar wird.
Sind im andern Extremfalle die beiden sich entgegenwirkenden
Spulen getrennt auf die beiden Toroidhälften gewickelt, wie bei
Faraday’s Ring (§177) und bei einigen Versuchen Oberbeck’s
(§ 92), so tritt offenbar eine erhebliche Streuung auf. Bei Trans
formatoren schlägt man einen Mittelweg ein, indem die primären
und sekundären Theilspulen möglichst regelmässig abwechselnd
angeordnet werden; indessen bleibt dann immer eine gewisse
Streuung übrig. Diese kann durch einen Streuungskoefficient
v' >> 1 gemessen werden, welcher durch die Gleichung
(50) v' B = V
definirt sei; er hat offenbar eine ganz andere Bedeutung als der
früher (§§ 78, 128) eingeführte Koefficient v und ist eine perio
dische Funktion der Zeit. Es lässt sich nachweisen, dass durch
die Streuung hauptsächlich die Symmetrie der (E a , T) - Kurve
gestört werden muss, wie auch aus Transformatordiagrammen
ersichtlich ist, welche bei ungünstiger Anordnung der beiden
Spulen, d. h. bei erheblicher Streuung, aufgenommen sind.
§ 184. Transformatordiagramm. Behufs weiterer graphischer
Klarstellung der beschriebenen Vorgänge ist in Fig. 59 p. 302 ein
typisches Transformatordiagramm nach Ryan und Mer ritt 1 )
dargestellt. Von der grossen Anzahl der von diesen Forschern
aufgenommenen Diagramme reproduciren wir nur die für »Leer
lauf« (A.) und »Vollbelastung« (D.). Bei dem untersuchten Trans
formator war n l = 675, n 2 — 35, daher das theoretische Transfor-
mationsverhältniss [Gleichung (49), § 181] p = njn s = 19,3; der ge
schlossene magnetische Kreis hatte die mittlere Länge L = 30,8 cm,
den mittlern Querschnitt S== 63,3 qcm, das Volum V= 2050 ccm.
1) H. J. Ryan, Trans. Amer. Inst. Electr. Engin. 7, p. 25. 1890;
the Electrician 24, p. 263 und 25, p. 313, 1890. Eine grosse Anzahl solcher
Figuren gibt ferner Fleming, loc. cit. pp. 446—478. Man bezeichnet
dieselben auch wohl weniger kurz als Indikatordiagramme eines Trans
formators.