Full text: E - J (3. Band)

Fernsichtig. 
80 
Festigkeit. 
Fernsichtig, s. Auge, No. 6, pag. 184. 
Feste Funkte in der Feldmefskunst 
sind Punkte, welche die Natur oder die 
Kunst entweder durch Form oder Lage 
in die Augen springend hervorgebracht 
oder ausgezeichnet hat, so dafs dieselben 
als Fundamentalpunkte einer Yermessung, 
als Ecken grofser Dreiecke zu einem Netz 
gewählt werden, als Bergkuppen, hohe 
und starke Baume, Thürme, ferner Aus- 
änge oder Endpunkte von einem durch 
umpfboden geführten Damm, an welche 
als feste Punkte Vermessungen geknüpft 
werden. 
Am Hebel wird auch der Drehpunkt 
oder der Aufhängepunkt fester Punkt 
genannt. 
Festigkeit ist der Widerstand gegen 
Trennung und besteht bei einem Körper 
in der Gröfse der Kraft, welche die Co- 
häsion der Massentheile desselben, wenn 
sie angegriffen wird, zu entwickeln ver 
mag, bevor die Trennung erfolgt. 
Die Trennung geschieht auf fünferlei 
Weise: 
1. Durch Zerreifsen, wenn in dem 
Körper die Massentheile mit einer auf 
ihn wirkenden Zugkraft in einerlei Rich 
tung getrennt werden. 
2. Durch Zerbrechen, wenn in dem 
Körper die Massentheile durch Hebelwir 
kung, also auf die Richtung der Kraft 
rechtwinklig gerichtet getrennt werden. 
3. Durch Zerquetschen, .wenn in 
dem Körper die Massentheile dadurch, 
dafs sie zusammengedrückt werden, recht 
winklig mit der Richtung der Druckkraft 
von einander sich trennen. 
4. Durch Zerknicken, wenn der 
Körper durch eine auf ihn wirkende Druck 
kraft in Folge seiner grofseren Höhe nach 
der Richtung dieser Kraft einbiegt und 
wie ad 2 zerbricht. 
5. Durch Verdrehen, wenn in dem 
Körper die Massentheile durch zwei in 
verschiedenen Ebenen befindliche entge 
gengesetzt wirkende Tangentialkräfte von 
aufsen nach innen um eine sich selbst 
bildende mittlere Längenaxe von einan 
der verschoben und endlich an einem 
zwischen beiden Kräften liegenden Ort 
dadurch von einander getrennt werden. 
So viele Arten von Trennungen es 
gibt, so viele Arten von Festigkeiten un 
terscheidet man auch: die Festigkeit ge- 
f en das Zerreifsen heifst die absolute 
estigkeit; die gegen das Zerbrechen 
heifst die respective oder relative 
F.; die F. gegen das Zerquetschen und 
Zerknicken ist die rückwirkende F., 
die dann auf beide Wirkungen untersucht 
wird; die F. gegen das Verdrehen end 
lich heifst die Torsionsfestigkeit. 
Die Cohäsionskraft oder die Festigkeit 
ist je nach Beschaffenheit des Stoffs, aus 
dem der Körper besteht verschieden und 
man hat aus Versuchen die Festigkeiten 
verschiedener Stoffe ermittelt und tabel 
larisch geordnet; es sind dies die Ta 
bellen über die Festigkeit der Ma 
terialien. 
3. In allen diesen Tabellen ist die 
Festigkeit als das Maximum des natür 
lichen Zusammenhanges der Molecüle 
eines Stoffes (Eisen, Messing, Holz u. s. 
w.) angegeben; also als Gröfse der Kraft 
oder des Gewichts unter welchem gerade 
die Trennung der einzelnen Theile des 
Körpers von gewisser Gröfse und Form 
erfolgt. 
Für die theoretische Betrachtung und 
Untersuchung der Festigkeiten mufs vor 
ausgesetzt werden: 
1. Dafs einfache Molecüle derselben 
Art einerlei Festigkeit haben. 
2. Dafs jeder Körper, welcher seiner 
Form nach auf F. untersucht wird, von 
durchaus gleichartigem und durchweg 
gleicher Art zusammen gefügtem Stoff 
besteht. 
Beiden Annahmen widerspricht die Er 
fahrung, dafs die Festigkeit eines Stoffes 
den Versuchen gemäfs verschieden ge 
funden worden ist. Es hat diese Er 
scheinung darin seinen Grund, dafs einerlei 
Stoff in verschiedenen Körpern unter ver 
schiedenen Bedingungen zusammengesetzt 
ist. So z. B. hat man verschiedene Sor 
ten Schmiedeeisen von verschiedenen 
Festigkeiten. Dasselbe findet bekannt 
lich bei einerlei Holz statt, selbst wenn 
man von Rissen, Aesten und anderen 
Ungleichartigkeiten absieht. 
A. Absolute Festigkeit. 
Die absolute Festigkeit kommt zur Er 
scheinung, wenn ein Körper in seinem 
oberen Querschnitt frei aufgehängt und 
in seinem unteren Querschnitt durch eine 
Zugkraft so stark belastet wird, dafs er 
zerreifst. 
Je gröfser der Querschnitt des Kör 
pers ist, desto mehr Molecüle sind der 
Länge nach mit einander vereinigt und 
die absoluten Festigkeiten zweier prisma 
tischen Körper desselben Stoffs verhalten 
sich also wie deren Querschnitte, wobei 
die Form des Querschnitts in beiden ver 
schieden, bei dem einen z. B. rund bei 
dem anderen eckig sein kann.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.