Full text: K - P (4. Band)

Längenmaafs. 
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Längenmaafs. 
glaubliche. Wenn jedes Land von den 
Mannsfüfsen die mittlere Länge als Fufs- 
maafs genommen hat, so haben die Por 
tugiesen und die Franzosen die längsten, 
die Engländer die kürzesten Füfse. Es 
scheint jedoch, als wenn man zugäng 
liche Längen, z. B. den Umfang der Ring 
mauer einer Landeshauptstadt zu Grunde 
gelegt, und dafs Provinzialstädte eben so 
verfahren und mit einer bestimmten run 
den Zahl die Länge zu Füfsen einge- 
theilt haben, woher die Fufse zwar sämmt- 
lich die ungefähre Länge eines Manns- 
fufses, aber alle dennoch verschiedene 
Länge erhielten. 
Wenn dieser Uebelstand nun in neue 
ster Zeit wenigstens darin vermindert 
worden, dafs jedes civilisirte Land zu all 
gemeinem Gebrauch gesetzlich einge 
führte Maafse und Gewichte hat, so bleibt 
immer noch die Unannehmlichkeit,, dafs 
ein Maats auf das andere reducirt werden 
mufs und es ist solche Reduction um so 
unbequemer, als die verschiedenen Län- 
dermaafse in der Regel mit einander in- 
commensurabel sind. 
Für das einflufsreichst.e Maafs: für das 
Längenmaafs ist dies ein Beweis, dafs 
die Regierungs-Intelligenzen bei Wahl 
ihrer Längen - Einheiten keine allen Erd 
bewohnern ohne Ausnahme zugängliche, 
also in der Natur aufzufindende Länge 
genommen haben, wie das destillirte Was 
ser es für den Stoff ist, wobei aber für 
den gegenseitigen Verkehr auch einerlei 
Temperatur, am geeignetsten 3,5° R, 
die nahe dessen gröfste Dichtigkeit gibt, 
allgemein festgestellt sein sollte. 
Unter den älteren Längenmaafsen war 
am bekanntesten der Pied de roi und 
dessen sechsfache Länge die Toise, wel 
che beide fast allen wissenschaftlichen 
Untersuchungen als Maafs zu Grunde la 
gen. Woher der pied de roi stammt, 
weifs man nicht, die Maafse aller Länder 
sind aber mit dem pied de roi verglichen; 
so auch unser preufsischer Fufs, der 
eigentlich gleichbedeutend mit dem ur 
alten rheinländischen Fufs und auch 
gleich grofs mit diesem festgestellt wor 
den ist. Dieser rheinländische Fufs ist 
aber wieder an vielen Orten verschieden 
gefunden und von Autoritäten als Schrift 
steller von 137,5 bis 139,2 pariser Linien, 
erstere Zahl von Whitehurst, letztere von 
Picard angegeben worden. 
Um die Länge des rheinländischen Fu- 
fses für Preufsen ganz bestimmt festzu 
stellen, hatte das Königliche Ober-Bau- 
Departement im J. 1771 diejenige Länge 
von 139,13 pariser Linien vorgeschlagen, 
welche Eisenschmid aus eigenen Un 
tersuchungen als Länge des rheinländi 
schen Fufses gefunden hat. Dieser rhein 
ländische Fufs ist durch einen Directo- 
rialbefehl vom 28ten October 1773 in 
Preufsen eingeführt werden. Von der 
pariser Academie wurde ein genauer fran 
zösischer Fufsstock erbeten, und danach 
sind unter Aufsicht des Oberbauraths und 
Professors Lambert zw'ei Normalmaafs- 
stäbe, einer für die Academie der Wis 
senschaften, der andere für das Oberbau- 
departement angefertigt worden und nach 
diesen wieder Maafsstäbe für Provinzial 
behörden und Magistrate. 
Durch die Maafs- und Gewichtsordnung 
für die preufsischen Staaten vom 16ten 
Mai 1816 wurde nun dieselbe Länge von 
139,13pariser Linien preufsischerFufs 
genannt, nnd der Würfel dieser Länge 
ist der preufsische Kubikfufs, und das 
Gewicht desselben, aus destillirtem Was 
ser von 15° R. bestehend, wiegt 66 ehe 
malige preufsische Pfund. 
Zur gesetzlichen Bestimmung des eng 
lischen Längenmaafses, des Normal- 
Yards gingen die Engländer selbststän 
dig und ohne Beziehung zu dem pied de 
roi zu Werke. Es befand sich dort ein 
von Bild im Jahr 1760 aus Messing ge 
fertigter in 36 Zoll eingetheilter Yard- 
maafsstab und es wurde festgestellt, dafs 
dieser Stab bei einer Temperatur von 
62° F. die Länge des Imperial-Yards 
sein sollte. Um ferner dieses Yard für 
den Fall, dafs der Normalmaafsstock ver 
loren ginge, zu fixiren, wurde durch eine 
Reihe von Versuchen die Länge des Se- 
cundenpendels in der Höhe des Meeres 
spiegels in der geographischen Breite von 
London im luftleeren Raum ermittelt, 
und es ergab sich dieselbe mit Hülfe des 
Normal-Yards zu 39,1393 Zoll, so dafs 
das Yard zum Secundenpendel wie 
36:39,1393 sich verhält und dies Ver- 
hältnifs ist ebenfalls in der Parlaments 
acte mit ausgesprochen worden. 
DaswichtigsteLängenmaafs, w r eil 
es allgemein zu w'erden verspricht, 
ist das französische Meter. Das 
Meter ist der Zehnmillionste Tlieil des 
nördlichen Erdmeridianquadranten. Dem 
nach scheint es, man könne voraussetzen, 
dafs ein Erdquadrant wirklich genau zu 
vermessen sei. Es ist dies aber eine 
mifsliche Sache, denn eine di recte Mes 
sung ist deshalb ganz unmöglich, weil 
man den Nordpol oder den Südpol nicht 
persönlich erreichen kann, abgesehen von 
den vielen anderen technischen Schwie 
rigkeiten, die sich einer directen Messung
	        
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