Kepler’s Gesetze.
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Kepler’s Gesetze.
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diesem Tage in E'; am dritten Beobach-
tungstage in E", so dafs Bogen EE'=
Bogen E’E". Es sei C der Mittelpunkt
Fig. 737.
der Ekliptik, AP die bekannte Absiden-
linie, S die Sonne. Die Figur wird zu
weiterer Berechnung verzeichnet.
Mit den bekannten Orten i\/ und S ist
auch die Richtung MS, die heliocentrische
Länge des Mars bekannt, die Richtungen
ES, E'S, E"S die Längen der Sonne
und die Richtungen EM, E'M, E"M die
geocentrischen Längen des Mars sind be
obachtet. Die Z.ESM, /_E’SM, /_E"SM
sind = der heliocentrischen Länge des
Mars weniger den Längen der Erde in
den Punkten E, E’, E". Desgleichen
sind gemessen die /_SEM, SE’M und
SE"M.
Es sind mithin den Dreiecken SEM,
SE'M und SE"M sämmtliche Winkel be
kannt und aus ihnen die relativen Grö-
fsen deren Seiten, wenn man eine der
selben z. B. MS oder AP als Einheit
nimmt. Bekannt sind also die Seiten
ES, E'S, E"S.
Mit den bekannten Seiten ES und E'S,
dem eingeschlossenen ESE’ (Unter
schied der Längen der Erde in den Stand
punkten E, E) construirt nun Kepler das
neue z.ESEeben so die Dreiecke ESE"
und E'SE"', hieraus sind also auch die
Winkel des neuen Dreiecks EE'E" be
kannt.
Der Peripheriewinkel EE"E' ist = 4
Centriwinkel ECE’, folglich sind in dem
gleichschenkligen A ECE' die /_ E'EC
und EE'C bekannt, und zwar jeder =
90° — %ECE' und mit diesen die Seite EC.
Die Seite ES ist aus dem A SEM be
kannt, der ZCES = ¿SEE’ - ¿CEE',
folglich ist das A ESC bekannt und mit
diesem die verlangte Linie CS.
Die numerische Ausführung aller die
ser höchst mühsamen und langwierigen
Rechnungen ergab für den Halbmesser
PC — 1 die Länge CS = 0,018. (Es ist
dies die Excentricität der Erdbahn, welche
in der neuesten Astronomie bei gröfse-
ren Hülfsmitteln 0,0167 .. gefunden wor
den ist.) Aber Tycho hatte früher schon
die Entfernung (Sp) der Sonne von dem
punctum aequans, für welchen er irr-
thümlich das Centrum C genommen
hatte, =0(036 gefunden und somit war
erwiesen, dafs der Ausgleichungs
punkt auf der einen und die Sonne
auf der anderen Seite in gleichen
Abständen von dem Mittelpunkt
der Bahn entfernt sind.
Hierdurch war es möglich, den Radius-
vector der Erde bei jedem beliebigen
Standpunkt derselben in der Ekliptik zu
finden. Denn bei vorausgesetzter Kreis
form derselben hatte Kepler (s. oben)
den Halbmesser CE = CE’ = CA = CP ge
funden. Für irgend einen Standpunkt
E' der Erde zog Kepler die Linie E'p.
Da nun von p aus die Erde gleichförmig
sich bewegt, so betrachtete er E’pA
als die mittlere Anomalie, welches zwar
nicht richtig (vergl. „Anomalie“), al
lein bei der geringen Länge von Cp ge
gen CA einen nur geringen Unterschied
giebt. Mit dem bekannten /_ E'pA ist
auch sein Supplement zE'pC bekannt,
hierzu der bekannte Halbmesser CE' und
Cp macht das A E'Cp bestimmt. Hier
aus erhält man das Supplement ZE'CS
von ¿E'Cp und man hat in dem A E'CS
durch den Halbmesser E'C, der Excen
tricität CS und dem eingeschlossenen
/_E’CS des A-E'CS auch den Radiusvec-
tor SE' gefunden. (Unter E' einen be
liebigen, nicht den oben angeführten Be
obachtungspunkt E’ verstanden.)
Mit der solchergestalt festgestellten
Theorie der Erdbahn konnte auch die
Theorie für andere Planeten ermittelt
werden, und Kepler unternahm dies für
den Mars, der ihm schon für die Erdbahn
gedient und für welche Tycho so sehr
vor- und mitgearbeitet hatte.
Aus den bekannten Winkeln SEE’
und SE’E in dem berechneten A EE'S
und den gemessenen Winkeln SEM, SE’M
waren die Winkel MEE' und ME’E be
kannt geworden; man kannte also in dem
AjEE'M die Seite EM und also in A ESM
die Seiten ES und EM nebst dem von
ihnen eingeschlossenen Z.SEM und hatte
somit die Seite SM, den auf die Ekliptik
reducirten Radiusvector des Mars und
ZESM die heliocentrische Länge des
Mars in der Ekliptik.