Phoronomie.
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Phoronomie.
rückgelegt. Dagegen ist sein relativer
Weg nach der Axe OY in derselben Zeit
= y — y’. Bezeichnet man also die rela
tive Geschwindigkeit am Ende der Zeit t
Fig. 887.
nach der Abscissenaxe mit die nach
rdinatena:
i (x — x’)
der Ordinatenaxe mit v , so hat man
M r \
Nun ist die trigonometrische Tan-
öx
gente des Winkels, den die geometrische
Tangente der Curve in B mit der Ab-
scisse macht, und folglich ist die gesuchte
gerade Linie die Tangente in B, und
daher sagt man, dafs die Richtung der
Geschwindigkeit, die ein materieller Punkt
in irgend einem Punkt seiner Bahn hat,
nach der Tangente der Curve in diesem
Punkt statt finde.
Bewegte sich der materielle Punkt in
einer Geraden statt in einer Curve und
zwar nach demselben Gesetz, so dafs in
der Zeit A t auch der Weg A* durch
laufen würde, so sind die gleichzeitigen
relativen Wege nach den unter sich nor
malen Richtungsaxen A* • cos « und
A s • sin «, folglich sind auch die mitt
leren Geschwindigkeiten nach den Ricli-
A« , A* . t
tungsaxen —cos« und sin «, und
° A t A t ■
hieraus die relativen Geschwindigkeiten
dt
-, und da x' constant ist,
_ 9 (y
v <i ~ dt
dx
so hat man i5 x = •
Eben so erhält man
y’)_ dy
0 t
Nun entsteht die Frage, nach welcher
Geraden, durch den Punkt B gehend,
müfste der materielle Punkt sich von B
aus bewegen, und zwar nach demselben
Gesetz in Absicht auf t und die Grüfse
des Weges, damit dieselben relativen Ge
schwindigkeiten nach den beiden Axen
stattfänden. Diese Gerade mache mit
der Abscissenaxe den Winkel cp, so hat
man die relative Geschwindigkeit nach
der Axe der X, weil die Geschwindig
keit jener geraden in B ~ t> sein soll,
im Anfänge der Zeit A< = ^ cos « und
9s
dt
sin «. Also = v cos « und v sin «,
= V cos cp = COS Cf.
Eben so hat man die relative Geschwin
digkeit nach der Axe der Y - v sin cp
0 s . .
= --- sin er. Nun sollen diese Geschwin-
dt '
digkeiten den vorhin gefundenen relati
ven einzeln gleich sein.
dy
Man hat also v sin <p = v^= ^
0 fff
und 15 COS cp = 15 x =
Dividirt man beide Gleichungen durch
einander, so hat man
dy
l ^ = dx
wenn o die wirkliche Geschwindigkeit in
demselben Augenblick ist.
Aendert sich nun die wirkliche Ge
schwindigkeit in der Zeit A t von v auf
v + A», so ändern sich die relativen Ge
schwindigkeiten von v cos a und o sin u
in (15 T A®) cos a und (v + A®) sin «•
Also sind die relativen Geschwindigkeits
änderungen in der Zeit A < = A® cos «
und A® sin ct.
Die relativen mittleren Beschleunigun
gen sind also — cos « und — sinct, mit-
6 A t A«
hin sind die relativen Beschleunigungen
015 ,
am Ende der Zeit l = cos « und
d t
015 . , 0®
— sin ct. Nun war aber
t
- die absolute
)t
Beschleunigung in der geraden Linie,
folglich ergeben sich die relativen Be
schleunigungen aus der absoluten wie die
relativen Geschwindigkeiten aus den ab
soluten Geschwindigkeiten.
Anders verhält es sich aber, wenn die
Bewegung in einer Curve statt findet,
d. h. die relativen Beschleunigungen las
sen sich nicht nach dem eben angege
benen Gesetze bestimmen, wenn man
annehmen wollte, die Bewegung erfolge
nach der Geraden, die der Curve in ir
gend einem Punkte möglichst nahe kommt,
also nach der Tangente.