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Wirkliche Ausführung der ganzzahligen Multipli
cation der elliptischen Functionen.
(Von Herrn L. Kiepert in Freiburg i. Br.)
Das Problem der rationalen Multiplicatio» der elliptischen Functionen
ist der Theorie nach vollständig gelöst, und zwar sind für seine Lösung be
sonders zwei Methoden bekannt, von denen die eine auf der wiederholten
Anwendung des Additionstheorems beruht, während die andere eine zweimalige
Transformation erfordert *). Wer aber die praktische Ausführung dieser Me
thoden versucht hat, wird sich überzeugt haben, dass sie beide fast illusorisch
sind, weil nur bei einem sehr kleinen Multiplicator die nothwendigen alge
braischen Operationen zu bewältigen sind. Auch die Multiplicationsformeln,
welche sich in den Dissertationen der Herren Müller **) und Simon ***) finden,
würden für einen Multiplicator, der grösser als fünf ist, nur mit sehr grossem
Zeitaufwande zum Ziele führen und ein Resultat liefern, das wegen seiner
Länge nicht mehr übersichtlich ist. 1
Deshalb sollen in dem Folgenden für jeden beliebigen ganzzahligen
Multiplicator die Multiplicalionsformeln in völlig übersichtlicher Gestalt aus
geführt werden. Ich will dabei die Functionen ou und pu benutzen, die
Herr Weierstrass in seinen Vorlesungen über elliptische Functionen anwendet,
wozu ich mich um so mehr veranlasst sehe, da mein hochverehrter Lehrer
eine Zusammenstellung der auf dieselben bezüglichen Sätze und Formeln selbst
zu veröffentlichen beabsichtigt.
§. 1. Einige Sätze über specielle Functionen.
Ehe wir zur Lösung unserer Aufgabe schreiten, müssen wir wenigstens
in aller Kürze einige Sätze aus den Vorlesungen des Herrn Weierstrass
anführen.
*) Vergl. Königsberger, Die Transformation, die Multiplication und die Modular
gleichungen der elliptischen Functionen. Leipzig 1868 bei Teubner. Seite 116 u. 124.
**) Felix Müller, De transformatione functionum ellipticarum. Berlin 1867 bei
Calvary.
***) Max Simon, De relationibus inter constantes etc. Berlin 1867 bei Calvary.
Die von Herrn Simon auf der letzten Seite seiner Dissertation angeführten Recursions-
formeln sind in vielen Fällen, bei denen die Multiplication der elliptischen Functionen
angewendet wird, äusserst brauchbar.
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Ordnung und der Raumcurven dritter Ordnung
als Erzeugnisse projectivischer Gebilde. Nach
Jakob Steiners Principien auf synthetischem
Wege abgeleitet. Leipzig, Teubner, 1880. 720 S.
gr. 8°. M. 16.
Jakob Steiner sagt in der Vorrede zu seinem
Hauptwerke „Systematische Entwickelung der Ab
hängigkeit geometrischer Gestalten” (Berlin i832), dass
Gründlichkeit und mit aem ¿.wem-v.
Vollständigkeit zu einem organischen Ganzen zu
sammengestellt, sodass das mathematische Publikum
dem geschätzten Herrn Verf. zu aufrichtigem Danke
für sein schätzbares Werk verpflichtet ist.
An diesen Dank sei noch die Bitte geknüpft,
dass Herr Sch. dem vorliegenden Buche noch manche
Fortsetzung folgen lasse.
Hannover. L. Kiepert.